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Der Willy Haas-Preis zeichnet jährlich im Rahmen des cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch- und DVD-/Blu-ray-Edition aus.

Nominierungsvorschläge für den Preis können an jury@cinefest.de geschickt werden.

Die Sieger werden im Rahmen der Eröffnung des Internationalen Filmhistorischen Kongresses bekannt gegeben.

Die Jury 2024:

  • Christiane Habich (Kronberg)
  • Kay Hoffmann (Freiberg)
  • Anne Jespersen (Kopenhagen)
  • Uli Jung (Trier)
  • Günter Krenn (Wien)

Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monate je Kategorie fünf Kanditaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Eröffnung des 37. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Mittwoch, den 20. November 2024, bekannt gegeben.

Die Gewinner:innen erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen.

Pressemitteilung (pdf)

Kategorie Buch
Kategorie DVD/Blu-ray

In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:

Befreite Leinwände

Befreite Leinwände
Kinopolitik und Filmkultur in Berlin 1945/46

von Frederik Lang (Hg.)
Wien: Synema 2023.

Kommentar der Jury:

Dieser Sammelband zeichnet die erstaunlich vielfältige Berliner Kinolandschaft nach Kriegsende nach. Die kulturpolitischen Ansätze der Alliierten unterschieden sich stark: Die sowjetischen Besatzer sorgten dafür, dass in ihrer Zone die Kinos schnell wieder Filme zeigten. Es liefen sowjetische Filme wie TSCHAPAJEW (1934) und Teile der Maxim Gorki-Trilogie (1938–40), teils im Original, teils in deutscher Fassung. In den West-Sektoren liefen Filme wie John Fords THE HURRICANE (1937) oder Chaplins THE GOLD RUSH (1924/25), da man die neueren Filme in der Hoffnung auf bessere ökonomische Zeiten zurückhielt. Auch französische Produktionen, die unter deutscher Besatzung entstanden, und deutsche Filme wie DIE FEUERZANGENBOWLE (1943/44) und MÜNCHHAUSEN (1942/43) waren zu sehen. In allen Sektoren wurden auch Dokumentarfilme über die Konzentrationslager gezeigt.
Das Buch enthält Aufsätze über die alliierte Kulturpolitik, eine Chronik von Mai 1945 bis Oktober 1946 sowie Essays zu Filmen und ihrer Aufnahme bei Presse und Publikum.

In der Kategorie Buch waren außerdem folgende Titel nominiert:

Filmkritik

Die »Filmkritik«
Eine Zeitschrift und die Medien

von Rolf Aurich, Michael Wedel (Hg.)
München: edition text+kritik 2024.

Kommentar der Jury:

Zeitschriften tauchen für gewöhnlich in Büchern versteckt als Quellenangaben im Anhang auf. Außerhalb der Filmgeschichtsschreibung immer noch zu wenig beachtet, sind sie jedoch unentbehrliche Hilfsmittel, die wesentlich zur Erforschung von Kinogeschichte beitragen. Historiker:innen erhalten durch sie wichtige Unterstützung für eine möglichst präzise Nachzeichnung von (Film)Geschichte. Das wohl einflussreichste bundesdeutsche Magazin, die Filmkritik (1957–1984), wird in diesem Buch von mehreren Autor:innen auf Basis umfassender Archivrecherchen neu betrachtet. Anhand der Portraits von für die Filmkritik wesentlicher Persönlichkeiten, darunter Enno Patalas, Ulrich Gregor, Frieda Grafe, Harun Farocki und Hartmut Bitomsky, reflektiert das Buch den Anspruch der Filmkritik als Gesellschaftskritik. Der von Rolf Aurich und Michael Wedel herausgegebene Band repräsentiert einen weiteren Mosaikstein der Reihe »Film & Schrift«, ohne die viele Aspekte der Kinematografie unbeachtet bleiben würden.

New Approaches to Ernst Lubitsch
A Light Touch

von Brigitte Peucker, Ido Lewit (Hg.)
Amsterdam: Amsterdam University Press 2024

Kommentar der Jury:

Im Laufe der Jahre sind viele Bücher über Ernst Lubitsch erschienen. Aber die Herausgeber:innen dieses Bandes waren dennoch der Meinung, dass er immer im Schatten von Größen wie F. W. Murnau und Fritz Lang stand. Sie glaubten, Lubitsch habe noch nicht ganz seinen »Moment« erreicht. Der wahrscheinlichste Grund dafür ist, dass Lubitsch Komödien drehte, und weil Lachen und Humor Spaß machen, könnten sie nicht gleichzeitig seriös sein. Der »Lubitsch Touch« ist ein bekanntes Konzept. Die Filme enthalten ein Spiel mit zurückgehaltenen, angedeuteten und verborgenen Botschaften. Lubitsch wurde »der Regisseur der Türen« genannt und es ist sicher wahr, dass niemand sich so lange auf eine verschlossene Tür konzentrieren kann wie er. Dabei überlässt er es dem Publikum, sich vorzustellen, was dahinter vor sich geht!
Die Herausgeber:innen des Bandes meinten, dass nun die Zeit für den lange vermissten Lubitsch-»Moment« gekommen sei. Ihr Buch schließt viele Forschungslücken und erweitert unsere Sicht auf Lubitschs Leistung, indem es sein Genie auf so vielen Gebieten verdeutlicht und seine Filme wirklich als große Kunst anerkennt.

Slatan Dudow

… und wer wird die Welt verändern? Slatan Dudow
Annäherungen an einen politischen Regisseur

von René Pikarski, Nicky Rittmeyer, Ralf Schenk (Hg.)
Berlin: Bertz + Fischer 2024

Kommentar der Jury:

Slatan Dudow (1903–1963) wollte in Berlin Architektur studieren, wandte sich aber dem Theater und als Hospitant bei Fritz Lang dem Film zu. Durch seine Bekanntschaft mit Eisenstein und Brecht intensivierte sich diese Neigung. Mit seiner ersten Regiearbeit ZEITPROBLEME. WIE DER ARBEITER WOHNT (1930), einem Kurz-Dokumentarfilm, verortete er sich bereits im sogenannten »Proletarischen Film«, was er mit seinem bis heute wohl bekanntesten Film, KUHLE WAMPE ODER WEM GEHÖRT DIE WELT? (1931/32), nachhaltig bestätigte. Durch die politische Entwicklung in Deutschland und Europa bedeutete dies jedoch für Dudow eine langjährige Exil-Odyssee, bis er nach dem Krieg in der DDR eine sichere Heimstatt zu finden glaubte. Er blieb aber dort bis zu seinem Tod ein widerspruchsvoller Freigeist, der sich nicht ohne weiteres der Parteidoktrin beugte.
Der vorliegende voluminöse Sammelband der DEFA-Stiftung zeichnet in fünf detailreichen Artikeln Dudows Lebensweg nach. Danach nähern sich zwölf Artikel kritisch Einzelaspekten von Dudows Gesamtwerk, bevor ehemalige Freunde und Mitarbeiter nicht nur nostalgisch verbrämte Einblicke in seine Arbeitsweise in Film und Theater geben. Ein ausführliches Werksverzeichnis schließt die Publikation ab.

Danish Silent Film

Danish and German Silent Cinema
Towards a Common Film Culture

von Lars Martin Sørensen, Casper Tybjerg (Hg.).
Edingburgh: Edinburgh University Press 2023

Kommentar der Jury:

Schon zu Stummfilmzeiten gab es einen intensiven internationalen Austausch und gegenseitige Beeinflussung. Das Forschungsprojekt der Universitäten Kopenhagen und Köln beschäftigt sich intensiv mit dem Verhältnis des dänischen Films zur deutschen Produktion. Dabei ging man der Frage nach, ob es in der Stummfilmzeit eine gemeinsame, transnationale Filmkultur gab. Grundlage für die Recherchen war die Datenbank der dänischen Nationalfilmografie, die zahlreiche Vernetzungen mit Deutschland aufzeigt. Damit verbunden ist die Digitalisierung der überlieferten Stummfilme, die Ende 2024 kostenfrei online gestellt werden. Insgesamt sind dies etwa 20% der zwischen 1903 und 1929 in Dänemark produzierten Kurz- und Langfilme. Es waren daran zahlreiche deutsche Autor:innen und Kreative beteiligt, wie auch Dän:innen, die in Berlin arbeiteten. Von daher ist das Buch nur ein Baustein, sich intensiver mit den Filmbeziehungen dieser beiden Länder zu beschäftigen – über Asta Nielsen und Pat und Patachon hinaus.

In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:

Frank Beyer Box

Frank Beyer
Alle DEFA-Spielfilme 1957-1991

DDR 1957-1991. Regie: Frank Beyer. 13 DVDs. Bonusmaterial, Booklet
DEFA Filmjuwelen 2024.

Kommentar der Jury:

Frank Beyer (1932–2006) war einer der profiliertesten Filmregisseure der DDR, der nach seiner Ausbildung an der Prager FAMU ab 1957 von der DEFA mit teilweise prestigeträchtigen Regieaufgaben betraut wurde. Nachdem sein »Ost-Western« SPUR DER STEINE 1966 den Beschlüssen des 11. Plenums des ZK der SED zum Opfer fiel, wurde Beyer kaltgestellt und konnte nur noch für das DDR-Fernsehen arbeiten. Nach seiner teilweisen Rehabilitierung schuf er 1974 mit JAKOB DER LÜGNER den einzigen DEFA-Film, der für einen Oscar nominiert wurde. Danach etablierte er sich in den 1980er Jahren wieder beim Spielfilm. Nach der Wende konnte er dann überwiegend nur noch fürs Fernsehen arbeiten. Die vorliegende Frank-Beyer-Box versammelt alle 13 Filme, die er für die DEFA realisiert hat, neu digitalisiert und mit umfangreichem Bonusmaterial ausgestattet. Dazu gehören einige seiner Beiträge zur satirischen Kurzfilm-Reihe DAS STACHELTIER. Zahlreiche Zeitzeugengespräche mit Beteiligten beleuchten die Produktionshintergründe, ebenso ausgewählte Dokumentarfilme. Ein kenntnisreiches Booklet von Ralf Schenk beinhaltet auch Beyers oft zitierten Brief an die DEFA in vollem Wortlaut. Insgesamt eine ausgezeichnet ausgestattete DVD-Edition, die einen schnellen Zugriff auf Beyers DEFA-Oeuvre bietet.

In der Kategorie DVD/Blu-ray waren außerdem folgende Edition nominiert:

Sternsteinhof

Der Sternsteinhof

BRD 1976. Regie: Hans W. Geissendörfer. Bonusmaterial
Filmjuwelen 2024

Kommentar der Jury:

Einige Regisseure des Neuen Deutschen Films trauten sich an das Genre des Heimatfilms. Das mag überraschen, da sie den unter Kitschverdacht stehenden Produktionen der 1950er Jahre kritisch gegenüberstanden. Selbst wenn sie sich auf klassische Vorlagen bezogen, versuchten sie neue Ansätze. Ein gutes Beispiel ist Hans W. Geissendörfers DER STERNSTEINHOF (1975/76) nach einem Roman von Ludwig Anzengruber. Schon dieser hatte einen sozialkritischen Ansatz mit der Gegenüberstellung der armen Tagelöhner mit den reichen Bauern. Die Hauptfigur Leni versucht den sozialen Aufstieg durch Heirat, scheitert aber zunächst. Der Alltag mit Schlamm und Dreck wird realistisch gezeigt und hat nichts zu tun mit einer nostalgischen Verklärung der Vergangenheit. Dieser Realismus zeichnet den neuen Heimatfilm aus.
Die Edition wird ergänzt durch umfangreiches Bonusmaterial wie den Kinotrailer, ein Interview mit Regisseur Geissendörfer und einen Film über die Hauptdarstellerin Katja Rupé. Das digitale Booklet stammt von Roland Mörchen.

Dreigroschenoper

Die Dreigroschenoper

BRD/FR 1962. Regie: Wolfgang Staudte.
Restaurierte Special Edition
Filmjuwelen 2024.

Kommentar der Jury:

Wolfgang Staudtes DIE DREIGROSCHENOPER / L’OPÈRA DE QUAT’SOUS (1962) war ein aufwendiger, mit Stars wie Curd Jürgens, Hildegard Knef und Lino Ventura hervorragend besetzter Film. Leider scheiterte Staudte mit seinen Plänen für die Verfilmung an den Wünschen des Produzenten. In einem unkorrigierten Manuskript, das im ROM-Teil der DVD enthalten ist, erläutert der Regisseur seine ursprünglichen Pläne und zieht Bilanz des fertigen Films. Von großem Interesse ist auch die gekürzte US-Version THREE PENNY OPERA. Während Peter Sandloffs Musikbearbeitung der deutschen Fassung an Seichtigkeit kaum zu überbieten ist, bewahrt die Musik der US-Version von Samuel Matlovsky noch Anklänge an Kurt Weill. Weitere Extras sind ein kenntnisreiches Booklet von Guido Altendorf, Outtakes mit Sammy Davis Jr., Aufnahmen von der Premiere und Fernsehberichte sowie Vergleichsvideos der deutschen und englischen Fassung.

Die goldene Stadt

Die goldene Stadt

DE 1942. Regie: Veit Harlan. Restaurierte Fassung, Bonusmaterial
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung 2023.

Kommentar der Jury:

DIE GOLDENE STADT, 1941/42 von Veit Harlan gedreht, ist ein Film mit einer bewegten Geschichte. Das Prestigeprojekt, als zweite Ufa-Produktion in Agfacolor, war damals eine Sensation und mit über 30 Millionen Zuschauern der meistgesehene Film der NS-Zeit. Der Film verwendet Farben auf wunderbare Weise, um atemberaubende Bilder zu schaffen – in erster Linie von Prag, wie es sich die Protagonistin Anna, ein Mädchen vom Lande, vorstellt: als eine Stadt voll märchenhafter Magie und Disney-ähnlicher Pracht. Doch hinter der atemberaubenden Opulenz ist der Film von nationalsozialistischer »Blut- und Boden«-Ideologie durchdrungen: Er idealisiert die Bauern und verteufelt das Stadtleben als dekadent, ungesund und gefährlich. Annas Prag-Abenteuer wird ihr zum Verhängnis. Wegen des politischen Inhalts wurde Die goldene Stadt nach 1945 verboten und später nur in einer gekürzten Fassung gezeigt. Diese neue DVD-Edition, die auch ein informatives Booklet enthält, präsentiert nicht nur die neue Restaurierung der Murnau-Stiftung in der vollständigen Fassung, sondern auch den von Harlan intendierten positiven Schluss, der auf Goebbels’ Anordnung geändert werden musste.

Mister Radio

Mister Radio & Mit dem Motorrad über die Wolken

DE 1924. Regie: Nunzio Malasomma / AT 1926. Regie: Lothar Rübelt. Bonusmaterial, Booklet
DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Filmarchiv Austria, Österreichisches Filmmuseum / Edition Filmmuseum Nr. 124, 2024.

Kommentar der Jury:

In Filmarchiven sind immer Entdeckungen zu machen, die die Edition Filmmuseum in vorbildlicher Weise restauriert veröffentlicht. In MISTER RADIO steht Stummfilmstar Luciano Albertini im Mittelpunkt, der in den 1920er Jahren in 18 deutschen Sensationsfilmen mitspielte. Er beeindruckte mit seinen Stunts und durch sein Tempo. Nunzio Malasomma drehte mit ihm 1924 in der Sächsischen Schweiz Mister Radio über einen Forscher, der an Radiowellen arbeitet und Abenteuer bestehen muss. Die Restaurierung der viragierten Fassung und Neuvertonung würdigt das Begleitheft ebenso wie die Rahmenbedingungen dieser Produktion.
MIT DEM MOTORRAD ÜBER DEN WOLKEN (1926) des Fotografen Lothar Rübelt dokumentiert eine Reise in die Dolomiten. Nachdem er die Pläne für einen Spielfilm aufgeben musste, meinte er: »Wenn wir Glück haben, wird’s ein guter Sportfilm; da sind die schauspielerischen Talente nicht das Wichtigste, sondern kaltes Blut und gute Nerven«.

Folgende DVD-Edition erhält von der Jury eine Lobende Erwähnung

DEFA-Indianerfilme

Die DEFA-Indianerfilme Gesamtedition

DDR 1966-1983. Regie: Josef Mach, Richard Groschopp, Gottfried Kolditz
DEFA Filmjuwelen 2024

Kommentar der Jury:

Filmhistorie einmal anders und wohl nicht immer »politisch korrekt«… Man kann eine Reihe DEFA-Filme wiederentdecken, die sich in ihrer Machart stärker am »Klassenfeind« USA oder den Produktionen aus Italien zu orientieren scheint, als es die BRD bei ihren Karl May-Wild-West-Märchen tat. Statt des Salon-Apachen Pierre Brice agiert in einem Dutzend von ihnen der »Winnetou des Ostens«, Gojko Mitić. Stärker als in der von Harald Reinl initiierten Karl May-Serie thematisieren die gut besetzten Filme die systematische Vernichtung der indigenen Völker. Am Stück ist die Auswahl vielleicht nur für Hardcore-Fans geeignet, aber in Summe erzählen sie uns viel über verborgene Sehnsüchte, falsche und richtige Vorstellungen aus einer vergangenen Zeit.

Willy Haas Preis 2023

Der Willy Haas-Preis zeichnet jährlich im Rahmen des cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch- und DVD-/Blu-ray-Edition aus.

Die Sieger werden im Rahmen der Eröffnung des Internationalen Filmhistorischen Kongresses bekannt gegeben.

Die Jury 2023:

  • Christiane Habich (Kronberg)
  • Kay Hoffmann (Stuttgart)
  • Anne Jespersen (Kopenhagen)
  • Uli Jung (Trier)
  • Günter Krenn (Wien)

Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monate je Kategorie sechs Kandidaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Eröffnung des 36. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Mittwoch, den 22. November 2023, bekannt gegeben.

Die Gewinner:innen erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen.

Pressemitteilung (pdf)

Kategorie Buch
Kategorie DVD/Blu-ray

In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:

Phantome der Nacht
100 Jahre Nosferatu

von Jürgen Müller, Frank Schmidt, Kyllikki Zacharias (Hg.)
Dresden: Sandstein 2022

Kommentar der Jury:

Bram Stoker gilt als der verschwiegene Name bei »Nosferatu«, doch das stimmt nur zum Teil. Im Grunde stammt das Konterfei des ersten Film-Vampirs nicht von F. W. Murnau, sondern von Albin Grau. Der Grafiker, Filmarchitekt und Autor studierte an der Kunstakademie Dresden, war Mitglied der okkulten Gemeinschaft »Fraternitas Saturni« und entwarf 1922 neben Dekoration, Kostümen und Werbegrafiken des Films auch die Maske eines der bekanntesten Kinomonster aller Zeiten, das bis heute auch von Leuten identifiziert werden kann, die »Nosferatu« nie gesehen haben. Verdeutlicht wird dieser Umstand neben zahlreichen anderen Neuentdeckungen und -deutungen durch den prachtvoll gestalteten Kunstband »Phantome der Nacht. 100 Jahre Nosferatu« aus dem Sandstein Verlag. Man stellt darin den Filmklassiker in den Kontext kunsthistorischer Vorbilder, die von den Radierungen Goyas bis hin zur phantastischen Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts reichen. Darüber hinaus wirft das Buch einen Blick auf die Auswirkungen Nosferatus im Bereich der zeitgenössischen Kunst und Alltagskultur.

In der Kategorie Buch waren außerdem folgende Titel nominiert:

Dinge im Film
Stummer Monolog, verborgenes Gedächtnis

von Oksana Bulgakowa, Roman Mauer (Hg.)
Wiesbaden: Springer VS 2022

Kommentar der Jury:

Dinge sind in allen Filmbildern präsent und werden oft nicht bewusst wahrgenommen. Dabei können sie ganz unterschiedliche Funktionen einnehmen und prägen die Filmerzählung: »Das Ding wird zum materiellen Träger und Auslöser der Handlung, zum Wendepunkt in der Dramaturgie, zum Identitätsmarker oder einer animierten Metonymie des Protagonisten, zum sprechenden Objekt, zum Geheimnis« (Oksana Bulgakowa). 20 verschiedene Aufsätze untersuchen, wie Dinge im Film so inszeniert werden können, dass sie mit Emotionen aufgeladen und derart wahrgenommen werden. Es geht um die Filme Eisensteins, der virtuos Dingen wie dem Zwicker eines Schiffsarztes komplexe Bedeutung zuschreiben konnte, oder um die Films Noirs von Fritz Lang, wo die Figuren mittels Dingen charakterisiert werden. Weitere Themen sind u. a. »Die Eisenbahn im Film«, »Das Mobiltelefon. Formen und Funktionen im Film«, »Der Vogelbauer und das Kino der 1920er Jahre«. Dass in dem Buch verschiedene Filmgenres und Epochen vom Stummfilm bis zum Science-Fiction Film behandelt werden, macht es zu einer ausgesprochen inspirierenden und spannenden Lektüre. Es schärft den Blick gerade in einer Zeit, in der das visuelle Erzählen immer eindimensionaler wird.

Figures of Absence
The Films of Dore O.

von Masha Matzke (Hg.)
Köln: Filmbüro NW / Strzelecki Books 2023

Kommentar der Jury:

Das vorliegende Buch leistet die lange überfällige Würdigung des filmischen Werks von Dore O. (1946–2022), eine der bedeutendsten Protagonistinnen des deutschen Avantgardefilms. Ihre poetischen, ganz persönlichen und radikalen Filme tragen eine eigene Handschrift, die der vorliegende Band zu ergründen versucht. Er vereint Statements der Filmmacherin, Interviews mit ihr und Werner Nekes, dem Komponisten Anthony Moore, Stimmen von Wegbegleitern und Zeitgenossen und Kritiken zu Dore O.s Filmen sowie Essays u.a. von Dietrich Kuhlbrodt, Martin Langbein, Christine Noll Brinckmann, Marie-Hélène Gutberlet. Robin Blaetz untersucht den Einfluss von Dore O.s Film Lawale auf andere Filmmacherinnen. Man erfährt viel über den Avantgardefilm der 1960er/1970er Jahre, die Filmförderung, die Rezeption der Filme, die Hamburger Filmmacher Cooperative sowie die Behandlung des Avantgardefilms und der Filmmacherinnen in der Filmwissenschaft. Der Band enthält viele Fotos sowie zum Ausklappen eine Abbildung des 16-mm-Umkehrorginals von KASKARA. Ein Standardwerk zum deutschen Avantgardefilm!

Lockruf des Kinos
Der Plakatkünstler Josef Fenneker

von Harald Neckelmann
Marburg: Schüren 2022

Kommentar der Jury:

Einen wahren Augenschmaus für alle Cineasten bietet dieses opulent gestaltete Buch über den Plakatkünstler Josef Fenneker. Schon während seines Kunststudiums entwarf er Plakate für Kinos und ab 1919 für das Marmorhaus auf dem Kudamm, das Berliner Luxuskino. Er spezialisierte sich auf Filmplakate für dieses Lichtspielhaus. In »Lockruf des Kinos« ist eine Auswahl seiner in etwa 375 Plakate aus der Zeit zwischen 1919 und 1925 durchgängig farbig abgedruckt. Harald Neckelmann erläutert kenntnisreich die Hintergründe der Filme, Kunst und Kultur in der Metropole und den Produktionsprozess der Plakate. In der Regel erhielt Fenneker Standfotos der Filme, die er frei interpretierte und farblich gestaltete. Für jedes Plakat schuf er eigene Schriften. Dies alles geschah unter Zeitdruck in wenigen Tagen. Er konzentrierte sich auf das Filmplakat, denn dort sei »in hohem Maße die Möglichkeit gegeben, Phantasie und Farben anzuwenden, um Plakate von großem Reiz und frappierender Eigenart zu schaffen, ja solche, die kaum vergessen werden können.« Fenneker schuf Plakate, die selbst zu Klassikern wurden.

Filmzeit, Lebenszeit
Erinnerungen

von Edgar Reitz
Berlin: Rowohlt Berlin 2022

Kommentar der Jury:

Mit seinem fast 60-stündigen Heimat-Zyklus hat Edgar Reitz sich in die deutsche Filmgeschichte in einer Weise eingeschrieben wie sonst keiner seiner Kolleginnen und Kollegen. Seine umfangreichen Lebenserinnerungen gewähren nun einen intensiven Einblick nicht nur in sein Schaffen, sondern rekapitulieren auch seinen Werdegang vom Hunsrücker Uhrmachersohn über den theateraffinen Münchner Studenten bis zum international tätigen Industriefilmer. Die Bedingungen seiner Arbeit am Ulmer Institut für Gestaltung, seine Zusammenarbeit mit Alexander Kluge, seine Mitgliedschaft in der Oberhausener Gruppe bis zu seinem eigenen Filmdebüt 1967 werden von Reitz eindringlich und mit großen erzählerischen Mitteln dargelegt. Überhaupt zeugt diese Autobiografie neben seiner reflektierten Einschätzung der eigenen Arbeit von der ausgeprägten, dennoch sehr präzisen Fabulierlust des Autors. Die will er von seinem Großvater gelernt haben, womit mit er ihm noch eine liebevolle posthume Reverenz erweist. Einen großen Raum nimmt naturgemäß der Heimat-Komplex ein, über dessen Produktionsschwierigkeiten schon oft mehr spekuliert als berichtet worden ist. Reitz schafft hier Klarheit nicht zuletzt darüber, welche Widerstände durch die TV-Anstalten zu überwinden waren und wieviel Kraft und Zeit darauf verwendet werden mussten. Das illustriert das wohlbekannte Bonmot Orson Welles‘ als allgemeingültig, dass der Filmregisseur die meiste Zeit nicht als Regisseur arbeitet.

Kommentar der Jury:

»Die filmende Bäckersfrau« beleuchtet eine wenig bekannte Filmpionierin, Elisabeth Wilms. Sie wurde 1905 geboren und starb 1981. 1932 heiratete sie einen Bäcker und sie ließen sich in Dortmund nieder, und das führte zu ihren Spitznamen »Die filmende Bäckersfrau«! Um 1941 sah sie zufällig eine Vorführung eines 8mm-Amateurfilms, der für sie wie eine Offenbarung war, den sie als einen Fieberanfall beschrieb. »Ich hatte das Gefühl, als wäre ich jetzt der Erfüllung meiner geheimsten Wünsche nahe.« Sie begann zu filmen und tat dies bis in die 1970er Jahre. Sie beschrieb ihre Methode folgendermaßen: »Ich habe intuitiv gefilmt, … ohne Konzept und Drehbuch aufgenommen« – und was für sie als Hobby begann, entwickelte sich zu etwas Ernsterem, angesiedelt zwischen Amateur- und professionellem Filmschaffen. Die ersten Kurzfilme sind sogenannte »Gebrauchsfilme«, – mit gewöhnlichen Menschen gedreht beschrieben sie vernachlässigte und unerforschte Alltagsthemen: Frauen, die spinnen und weben, Teppiche putzen, ein Mann auf der Straße mit einer Drehorgel, spielende Kinder oder Szenen aus der eigenen Bäckerei. Sie filmte oft unter sehr schwierigen Bedingungen und bekam ihr Rohfilmmaterial im Tausch gegen Lebensmittel. Und obwohl es streng verboten war, filmte Elisabeth Wilms Bombenangriffe auf Münster und Dortmund. Sie war Zeugin der Geschichte, sowohl der größeren Geschichte des Krieges als auch des Nachkriegselends der Bevölkerung, und dokumentierte das tägliche Leben. Das Buch dokumentiert sowohl ihre einzigartige Position als Beobachterin als auch sie in dem größeren Kontext der Amateurfilmpraxis.

In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:

The Whistle at Eaton Falls

US 1951. Regie: Robert Siodmak. Restaurierte Fassung, Bonusmaterial
Flicker Alley 2022

Kommentar der Jury:

The Whistle at Eaton Falls ist ein weniger bekannter Film von Robert Siodmak und sein letzter in den USA realisierter. Nun ist er endlich wieder zugänglich. Der aus dem NS-Deutschland geflohene Siodmak galt als Meister des Film Noir. Das bestätigt er mit diesem beeindruckenden Film aus dem Arbeitermilieu – ein in Hollywood seltenes Sujet. Es geht um einen Gewerkschafter (Lloyd Bridges), der zum Firmenchef ernannt wird. Er ist gezwungen, unangenehme Entscheidungen zu fällen. Der ganze Ort hängt an der Existenz dieser Plastikfabrik; viele der Arbeiterinnen und Arbeiter spielten im Film mit. Eine Liebesgeschichte darf in diesem Sozialdrama nicht fehlen. Siodmak und sein Kameramann Joseph C. Brun spielen meisterlich mit Licht und Schatten, der die Dynamik der Geschichte noch verstärkt. Siodmak war enttäuscht von den Studio-Bedingungen, die immer wieder Änderungen wünschten. Der Produzent de Rochemont schrieb: »Unser Ziel ist es, dokumentarisch zu dramatisieren, dass Arbeit ein unverzichtbarer Bestandteil unseres kapitalistischen Systems ist.« (»It is our purpose… to dramatize in documentary fashion that labor is an indispenable ingerdient in our captalistic system«). Der Einleger informiert über Hintergründe der Produktion und Details der Digitalisierung.

In der Kategorie DVD/Blu-ray waren außerdem folgende Edition nominiert:

Alraune

BRD 1952. Regie: Arthur Maria Rabenalt. Uncut, Mediabook
Anolis Entertainment 2023

Kommentar der Jury:

Mit Alraune (1952) von Arthur Maria Rabenalt nach dem 1911 erschienenen Roman von Hanns Heinz Ewers entstand nach dem Zweiten Weltkrieg der erste Film in der BRD, der an die Tradition der expressionistischen Horrorfilme wie Nosferatu oder Der Student von Prag anknüpft. Alraune, eine durch künstliche Befruchtung entstandene Femme fatale, fesselt mit ihrer Schönheit die Männer und stürzt sie ins Verderben. Sie wird von Hildegard Knef virtuos verkörpert: Ihr gelingt die Balance zwischen kalt kalkulierendem Vamp und verliebter Frau am Ende des Films. Erich von Stroheim verleiht Alraunes Schöpfer, Professor ten Brinken, eine beunruhigende und zugleich faszinierende Präsenz, die das Zweifelhafte seines Handelns zum Ausdruck bringt. Auch die kleineren Rollen sind mit Karlheinz Böhm, Harry Halm oder Trude Hesterberg hochkarätig besetzt. Die herausragende Kameraarbeit von Friedel Behn-Grund schafft ein wirkungsvolles, kontrastreiches Schwarzweiß, das die Figuren und Orte in ein magisches Licht taucht.
Die in einem schönen Mediabook präsentierte Blu-ray beruht auf der Digitalisierung des DFF und zeichnet sich durch ihre exzellente Bildqualität und die informativen Extras aus. Es gibt ein Booklet und einen Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen, in dem man viel über Hanns Heinz Ewers erfährt und wo der Film filmhistorisch einzuordnen ist. In einem zweiten Audiokommentar werden die Dreharbeiten und Wissenswertes über Regisseur und die Schauspieler, insbesondere Hildegard Knef, besprochen.

Berlin Alexanderplatz

DE 1931. Regie: Phil Jutzi. Remastered
Fernsehjuwelen, Alive AG 2022

Kommentar der Jury:

Der Film Berlin – Alexanderplatz (1930) ist der erste Film nach Alfred Döblins 1929 veröffentlichtem Roman. Das Buch war eines der ersten deutschen Beispiele des »Großstadtromans«, ein Roman, der die Energie, Geschwindigkeit, Lichter, den Verkehr und die Geräuschkulisse der modernen Großstadt widerspiegeln sollte. Frühe Tonfilme wie dieser, die die Möglichkeiten des Tons erkannt hatten, eigneten sich besonders gut, um all diese Stadtgeräusche zu inkorporieren und so die Stadt fast zu einem eigenen, unabhängigen und faszinierenden, aber auch gefährlichen Charakter zu machen. Dies ist der omnipräsente Charakter, der in Berlin – Alexanderplatz eine unerwartete Herausforderung für Franz Biberkopf darstellt, welcher sich nach vier Jahren im Gefängnis allein in der großen, belebten Stadt wiederfindet.
Der Film folgt dem Schema der so genannten »City Symphony Films«, wie zum Beispiel Walther Ruttmanns Berlin – Die Sinfonie der Großstadt von 1927. Ruttmanns Film hat ohne Zweifel auch Alfred Döblin inspiriert, der gerade an seinem Roman schrieb, als der Film veröffentlicht wurde. Die Idee, Döblins erfolgreichen Roman zu verfilmen, kam unmittelbar und so entstand dieser herausragende Film, an dessen Drehbuch Döblin selbst mitschrieb. Der Regisseur war Phil Jutzi, der für seinen Proletarischen Film Mutter Krausens Fahrt ins Glück (1929) bekannt war, die Hauptrolle des Franz Biberkopf wurde von Heinrich George gespielt. Berlin – Alexanderplatz ist ein einzigartiges Dokument von großer Bedeutung aus der Weimarer Republik und dem Weimarer Kino.
Auf der DVD ist neben einer überarbeiteten Version des Filmes auch ein Portrait des Schauspielers Heinrich George zu finden, außerdem liegt ein informatives Büchlein bei.

Casanova

FR 1926/27. Regie: Alexandre Volkoff. Restaurierte Fassung, Bonusmaterial
Flicker Alley 2022

Kommentar der Jury:

Bemerkenswert ist zunächst das opulente 24-seitige Souvenir Booklet, das wie ein Programmheft en miniature wirkt. Umfassend beschrieben wird darin der aus dem Jahr 1927 stammende französische Kostümfilm Casanova des russischen Regisseurs Alexander Wolkoff in der Rekonstruktion der Cinémathèque Francaise, die 2022 von Flicker Alley als DVD- und Blu-ray-Edition aufgelegt wurde. Casanova und Superlative sind Synonyme, doch egal, ob darin nun wirklich die zumindest für damals »größte Ausstattung, die jemals für einen Film in Europa aufgewendet wurde«, gezeigt wird, beeindruckt Casanova mit Aufnahmen aus Venedig, als dieses noch kein touristischer Hotspot war sowie pittoresken Studiobauten. Die Begleitmusik des Routiniers Günter Buchwald mag jede/r selbst beurteilen, Profis wie Laien faszinieren manche manuell colorierten Bilder, die filmische Perfektion der Actionszenen und die ungebrochene physische Präsenz des russischen Actionstars Ivan Mosjoukine, der nur 12 Jahre später völlig verarmt an Tuberkulose starb.

Der Prozess (Le Procés)

FR/DE/IT 1962. Regie: Orson Welles. 4k remastered
Studiocanal 2022

Kommentar der Jury:

Franz Kafka schrieb seinen Roman »Der Prozess« in den Jahren 1914 und 1915. Veröffentlicht wurde sein wohl bekanntestes Werk allerdings erst 1925, ein Jahr nach seinem Tod. Es ist die skurrile Geschichte des Josef K., der von den Autoritäten verhaftet und verurteilt wird, ohne je zu erfahren, welches Verbrechen er begangen haben soll. Die Geschichte folgt der Logik eines (Alb-)Traumes und ist ein unübertroffener Höhepunkt der modernen, dystopischen Literatur.
Im Jahr 1962 verband Orson Welles dieses große Werk der Entfremdung und Absurdität mit seinem eigenen Genie und erschuf einen einzigartigen Film, welcher nun, zum 60. Jahrestag seiner Premiere, neu überarbeitet wurde. Die überarbeitete Version wurde auf dem Cannes Film Festival 2022 vorgestellt und ist nun auf DVD erhältlich. Die klare, schwarz-weiße Kinematografie passt gut zu der albtraumhaften Qualität der Geschichte und durch die Überarbeitung kommt die expressionistische Atmosphäre des Films besonders zur Geltung.
Orson Welles hat in seiner Verfilmung der Geschichte ein eindeutiges Ende gegeben, Josef K. stirbt in einer Explosion. Welles erklärt diese Entscheidung damit, dass die Welt 1962 eine ganz andere war als noch 1915 zu Kafkas Zeiten: »Nach dem Tod von sechs Millionen Juden hätte auch Kafka ein anderes Ende gewählt. Seine Variante scheint mir Pre-Auschwitz«.
Als Zusatzmaterial enthält die DVD das 50-minütige Portrait This is Orson Welles von 2015.

Jaider, der einsame Jäger

BRD 1970/71. Regie: Volker Vogeler. Bonusmaterial
Filmjuwelen 2023

Kommentar der Jury:

Volker Vogelers Film Jaider, der einsame Jäger gehört zur Tradition des sogenannten »Kritischen Heimatfilms«, der sich gegen Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre im Rahmen des Neuen Deutschen Films gebildet hatte, man denke an Titel wie Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Krombach (Schlöndorff) oder Matthias Kneißl (Hauff). In der Folge studentischen Aufbegehrens gegen die etablierte Kultur und Politik der Bundesrepublik wurde das Interesse an historischen Widerstandsgruppen wach. Die Klischees des klassischen deutschen Heimatfilms der Nachkriegszeit wurden hingegen konsequent in ihr Gegenteil verkehrt: Heimat als Repressionsraum, in dem der Feudalismus das Volk in Unwissenheit hält und ausbeutet.
Ästhetisch macht Jaider, der einsame Jäger nicht zu übersehende Anleihen beim zeitgenössischen Italo-Western: ein langsamer Erzählrhythmus, wortkarge Akteure, karge Gebirgslandschaften, ärmliche Behausungen für die Bevölkerung. Gottfried John spielt hier den einsamen Rächer, der sich allein gegen die oppressive Obrigkeit stellt und seinen Racheplan gegen alle Widerstände zu Ende führt. Die zeitgenössische Kritik war von dem Film sehr angetan: »Hier hat sich der neue deutsche Heimatfilm weg von der politischen Parabel, weg auch von der Kritik dieses Genres und dessen Weltbild zu einer genießbaren Neufassung und Weiterentwicklung emanzipiert. Vogeler hat den Heimatfilm nicht auf den Kopf gestellt, wie er sagt, sondern ihn erst richtig auf die Beine gebracht«, schreibt Wolfgang Limmer in der Süddeutschen Zeitung (12.7.1971).
Die DVD-Veröffentlichung ist eine längst überfällige Tat, denn sie eröffnet eine Möglichkeit, einen Film neu zu entdecken und zu bewerten, der heute schon fast der Vergessenheit anheimgefallen ist.

Folgender Titel erhält von der Jury eine Lobende Erwähnung:

Kommentar der Jury:

»To Infinity and Beyond« klingt visionärer als »There and back again« und wird Disneys Spielzeugastronauten Buzz Lightyear aus Toy Story zugeschrieben. Dass damit eine weitere Referenz in Richtung von Stanley Kubricks 2001: A Space Odyssey geleistet wurde, versteht man spätestens, wenn man Nils Daniel Peilers monströses Werk darüber in Händen hält. Man mag die erste Überlegung, ob es wirklich nötig war, ein 800 Seiten-Buch zu dem Film zu schreiben, ruhig zulassen, Peilers interdisziplinärer Ansatz fasziniert wegen der unbezähmbaren Sammlerwut und der barocken Sinnenfreude, mit der in seinem medienwissenschaftlichen Text alle relevanten Zitate verarbeitet werden: Filme und TV-Serien, Videoclips, Werbung, Malerei, Architektur, Comics … Der Bildband, immerhin auch 344 Seiten stark, mit seiner Fotoauswahl beeindruckt ebenfalls. Und sollte die Anspielung auf Kubrick aus dem heurigen Barbie-Movie dem Autor bis dato entgangen sein, darf man auf eine überarbeitete Fassung hoffen…

Willy Haas Preis 2022

Der Willy Haas-Preis zeichnet jährlich im Rahmen des cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch- und DVD-/Blu-ray-Edition aus.

Die Sieger werden im Rahmen der Eröffnung des Internationalen Filmhistorischen Kongresses bekannt gegeben.

Die Jury 2022:

  • Christiane Habich (Kronberg)
  • Britta Hartmann (Berlin)
  • Anne Jespersen (Kopenhagen)
  • Uli Jung (Trier)
  • Günter Krenn (Wien)

Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monaten je Kategorie sechs Kandidaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Eröffnung des 35. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Donnerstag, den 17. November 2022, bekannt gegeben.

Die Gewinner:innen erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen.

Kategorie Buch
Kategorie DVD/Blu-ray

© CineGraph / Harald Arends (Bundesarchiv)

Die Willy Haas-Preise wurden von den Jury-Mitgliedern Anne Jespersen und Britta Hartmann überreicht.

In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:

Kommentar der Jury:

Peter Zimmermann gilt als einer der profundesten Kenner des Dokumentarfilms in Deutschland. Diese Gesamtdarstellung stellt so etwas wie die Summe seiner langjährigen publizistischen Arbeiten zum Themengebiet dar: Kenntnisreich, profunde in den Schlussfolgerungen und in konziser Darlegung führt der Autor durch die Entwicklung der Gattung von ihren Anfängen im Kaiserreich über die Weimarer Republik mit der Etablierung des Kulturfilms, das Dritte Reich und der propagandistischen Indienstnahme, die beiden deutschen Staaten, denen der Dokumentarfilm zur gegenseitigen Denunziation dient, aber auch als gesellschaftskritisches Medium profiliert wird, bis in die Gegenwart und den neuen hybriden digitalen Formaten. Die Geschichtsschreibung orientiert sich an den Wandlungsprozessen von dokumentarischen Formen, der Produktion, Aufführung und Rezeption, an den Medien- und Technologiewechseln der Gattung wie den sich verschiebenden gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Diskursen. Schon jetzt ein Standardwerk, das in der Reihe Zeitbilder bei der Bundeszentrale für politische Bildung angeboten wird.
© CineGraph / Harald Arends (Bundesarchiv)

Preisträger Peter Zimmermann

In der Kategorie Buch waren außerdem folgende Titel nominiert:

Kommentar der Jury:

Die Frage »Warum?« stellt Renate Berger bewusst an den Anfang ihrer Biografie über die Schauspielerin Elisabeth Bergner. Der Untertitel »Ein Leben zwischen Selbstbehauptung und MeToo« klingt nur vordergründig wie ein verkaufsfördernder Anachronismus, denn Bergner, so ihre Biografin, war eine von wenigen Frauen, die einem bis heute patriarchalischen System zu trotzen wussten. Mit ebenso kurzen wie kurzweiligen Kapiteln, gespickt mit klug Zitaten und Illustrationen, zeichnet die Autorin die Karriere Bergners nach, und es gelingt ihr dabei, der Unenträtselbarkeit des Bergnerschen Enigmas dadurch auszuweichen, indem sie ihr Leben in den Kontext anderer Menschen jener Zeit stellt (darunter Tilla Durieux, Irma Karczewska, Viola Bosshardt, Wilhelm Lehmbruck, Albert Ehrenstein, Paul Czinner), diesen sogar kurzzeitig die Bühne überlässt, auf der Bergner agiert, triumphiert oder scheitert. Das Fazit der Professorin für Kunst- und Kulturwissenschaft Berger bleibt zeitlos: »Zur Debatte steht nichts weniger als die Frage, unter welchen Voraussetzungen Kunst entsteht, die Überlegung, was den Beteiligten abverlangt werden darf und wo die Grenzverletzung beginnt.«

Kommentar der Jury:

Die für dieses von Rada Bieberstein herausgegebene Buch entstandenen Aufsätze beleuchten verschiedene Aspekte vom Leben und Werk der Trickfilmpionierin Lotte Reiniger. Das Buch zeichnet ein facettenreiches Bild der Künstlerin, die frei und selbstbewusst in ihrer Kunst gewesen ist und sich wenig um Konventionen geschert hat. Zentrales Thema ist die weibliche Kreativität in der Weimarer Republik, Reinigers Beziehungen zu anderen Künstlern und Filmschaffenden und ihre Jahre im Londoner Exil und die Freundschaft zu der Publizistin Bryher werden beleuchtet. Untersucht werden die Faszination des Orients im Weimarer Kino, die Symbolik des Schattens und die visuellen Metaphern bei Reiniger. Ein anderes Kapitel widmet sich den Schriften der Regisseurin, in denen sie Anleitungen zur Herstellung von Animationsfilmen gibt, sich aber auch mit der Filmindustrie kritisch auseinandersetzt. Ihr Einfluss auf nachfolgende Filmemacher wird deutlich bei Bruno J. Böttge, dem Chef-Animateur der DEFA, und auch für zeitgenössische südostasiatische Animateurfilmer in Malaysia und Indonesien ist Reiniger heute noch eine Inspiration.

Douglas Sirk und das ironisierte Melodram

von Thomas Brandlmeier. München: edition text + kritik 2022.

Kommentar der Jury:

Douglas Sirk / Detlef Sierck gehört zu den großen deutschen Regisseuren. Vom Theater kommend, wo er ab 1933 von den Nazis angefeindet wurde, wechselte er zum Film. Für die Ufa drehte er u. a. zwei sehr erfolgreiche Filme mit Zarah Leander. 1939 emigrierte er zunächst in die Niederlande, dann weiter in die USA. Dort wurde er nach einigen schwierigen Jahren zum Starregisseur von Universal. Sein bevorzugtes Genre war das Melodram, das er ironisch verfremdete. Er wurde zum Vorbild einer jüngeren Generation von Filmemachern, darunter R. W. Fassbinder. Thomas Brandlmeiers kenntnisreiches Buch bleibt ganz dicht an den Filmen. So beschreibt er, unterstützt durch zahlreiche Fotos, wiederkehrende Motive aus Sirks Filmen wie Spiegel, Fenster oder Masken und deren Bedeutung. Jeder einzelne Film wird besprochen und Sirks Regie dabei näher ausgeleuchtet. Abgerundet wird dieses Buch durch eine Filmografie, Literaturhinweise und ein Register. Ein Standardwerk für alle Sirk-Liebhaber.

Kommentar der Jury:

Die Bavaria, Anfang der 1930er Jahre aus den Resten der Vorgängergesellschaft Emelka hervorgegangen, ist bis heute das größte Medienunternehmen in Süddeutschland und steht spätestens seit dem Fall der Mauer in direkter Konkurrenz mit dem Babelsberger Unternehmen. Der in der NS-Zeit verstaatlichte Betrieb wurde ab 1945 zunächst treuhänderisch von den Alliierten kontrolliert und 1956 in der Finanzierung u.a. zweier deutscher Großbanken und der AGFA reprivatisiert. Christoph Menardi hat in einer sehr detaillierten Untersuchung die komplexe und wechselhafte wirtschaftliche Entwicklung der Firma zwischen 1945 und 1994 – für den weiteren Zeitraum stand ihm das Firmenarchiv nicht mehr zur Verfügung – erforscht und hat dabei die sich immer um Anpassung an sich stetig verändernde wirtschaftliche und technologische marktrelevanten Veränderungen bemühte Firmenstrategien unter unterschiedlichen Firmierungen – Bavaria Filmkunst AG, Bavaria Atelier GmbH – in ihren Film – und medienwirtschaftlichen Taktiken nachvollzogen. Die mehrheitliche Übernahme durch WDR und SDR werden dabei ebenso ausführlich dokumentiert wie die Hintergründe der Bavaria-Welterfolge von z.B. Das Boot und Die unendliche Geschichte. Eine qualifizierte Wirtschaftsgeschichte eines deutschen Medienkonzerns, von denen sich die Fachwelt weitere nur wünschen kann.

Was wir filmten. Filme von ostdeutschen Regisseurinnen nach 1990

Herausgegeben von Betty Schiel, Maxa Zoller. Berlin: Bertz + Fischer 2021.

Kommentar der Jury:

Das Jahr 1989/90 gilt als kurze Zeit der Anarchie für Filmemacher:innen aus der DDR: Die alten Herren waren gegangen, die neuen hatten noch nicht übernommen. Vieles schien möglich, spontane, unangepasste Filme entstanden, etliche von Frauen. Aber wie ging es nach der »Wiedervereinigung« weiter für die Regisseurinnen aus der DDR? Konnten sie weiterarbeiten? Welche Filme entstanden? Unter welchen Bedingungen? Und wie künden sie von einem Land und einer Zeit? Die Textsammlung folgt einem Austausch beim FrauenFilmFestival Dortmund/Köln 30 Jahre nach der Wende. Als »Erinnerungsbilder und Sprechakte« kennzeichnen die Herausgeberinnen den Charakter des Bandes – ein vielstimmiges, multiperspektivisches und dieser Anlage in der grafischen Gestaltung entsprechendes Buch über und mit ostdeutschen Filmemacherinnen, unter ihnen Tamara Trampe, Helke Misselwitz, Petra Tschörtner, Angelika Nguyen, Ines Johnson-Spain. Ein Konvolut unterschiedlichster Textformen, das einlädt zum Schmökern und Sich-Erinnern an eine Zeit des Aufbruchs und des Neubeginns, aber auch eine Phase des Strauchelns, Hinfallens, Sich-wieder-Aufrappelns und Weitermachens.

In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:

Anders als die Andern & Gesetze der Liebe & Geschlecht in Fesseln

Regie: Richard Oswald / Magnus Hirschfeld / Wilhelm Dieterle. Bonusmaterial, Booklet, neu erweiterte Auflage.
Edition Filmmusuem 2022

Kommentar der Jury:

In der Zeit zwischen dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und der Implementierung des Weimarer Reichsfilmgesetz 1920 war die Vorzensur für Filme ausgesetzt. Richard Oswald, zu dieser Zeit bereits ein weitgehend bekannter Regisseur und Produzent, nutzte die Gelegenheit, eine Reihe sog. »Aufklärungsfilme« zu realisieren, die sich mit gesellschaftlich marginalisierten Themen – Prostitution, Homosexualität – beschäftigten. Anders als die Anderen, für den er sich die Unterstützung des Pioniers der Sexualforschung Magnus Hirschfeld sicherte, ist bis heute das umstrittenste, zugleich aber selten zu sehende Beispiel. Er wurde am 16. Oktober 1920 unter der neuen Gesetzgebung für das gesamte Reichsgebiet verboten. Die Doppel-DVD der Edition Filmmuseum macht nicht nur Oswalds Film für den privaten Gebrauch zugänglich, sondern auch Hirschfelds Dokumentarfilm Gesetze der Liebe (1927) und Wilhelm Dieterles Spielfilm Geschlecht in Fesseln (1928) wieder zugänglich. Ein 20-seitiges Booklet sowie ein ROM-Teil bieten eine filmgeschichtliche Einordnung aller Filme und zusätzliche Original-Dokument aus dem Zusammenhang der Filme, unter anderem auch – überraschend, aber auch vielsagend – einen Briefwechsel zwischen Oswald und Veit Harlan, der 1958 mit seinem die Homosexualität sehr negativ konnotierenden Film Anders als Du und ich (§ 175) in die Kinos brachte. Eine umsichtig gestaltete und vorbildliche Edition. 

In der Kategorie DVD/Blu-ray waren außerdem folgende Edition nominiert:

Amerasia & Việt Nam!

Regie: Wolf-Eckart Bühler. Bonusmaterial, Booklet.
Edition Filmmusuem 2022

Kommentar der Jury:

Der Filmkritiker und -regisseur Wolf-Eckart Bühler ist leider zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Er schrieb in der Zeitschrift »Filmkritik« und schuf wegweisende Themen-Hefte, etwa über den Polizeifilm oder Hank Worden. Bühlers linkes politisches Engagement prägte auch seine filmischen Arbeiten. In den Filmen Amerasia und Vit Nam! setzt er sich auf sehr persönliche Weise mit den Folgen des Vietnam-Kriegs auseinander. Ein weiteres Thema, das ihn stark beschäftigte, war die Verfolgung der linken Filmschaffenden in der McCarthy-Zeit. Zeugnis davon legen die auf der DVD enthaltenen Filme über Leo T. Hurwitz, Irving Lerner und Abraham Polonsky ab sowie das Hörspiel Reisen am Ende der Nacht: Sterling Hayden. Eine Radiosendung aus dem Jahr 1974 ist der Geschichte der Filmkritik gewidmet. Gerade die TV- und Radiosendungen Bühlers aus den 1970er und 1980er Jahren lassen einen heute erstaunen, welche hohe Qualität Fernsehen und Hörfunk damals noch hatten, und es ist ein großes Verdienst, sie auf DVD wieder zugänglich gemacht zu haben. Das Booklet enthält einen Essay von Olaf Möller sowie Texte und Briefe von Bühler selbst und einen bewegenden Nachruf von Hans Schifferle.

Das Cabinet des Dr. Caligari

Regie: Robert Wiene. Bonusmaterial, restaurierte Fassung, Blu-ray /
4k Ultra HD. Studio Hamburg Enterprises 2022.

Kommentar der Jury:

Wie wir alle wissen, ist Das Cabinet des Dr. Caligari ein Meilenstein der deutschen Kinos. Als der Film im Februar 1920 Premiere hatte, feierte ihn die Filmpresse als »Eintritt der Kunst in die Filmwelt«. Es war eine komplexe Geschichte in einem hochstilisierten, expressionistischen Bühnenbild. Der Expressionismus war überall und Caligari kam grade zur richtigen Zeit. Der Film hatte in der Vergangenheit eine abwechslungsreiche Videokarriere, aber diese Blu-ray- und 4K Ultra HD-Version scheint die endgültige Version zu sein. Die restaurierte Fassung ist von höchster Qualität. Der Film wirkt scharf, frisch und neu, akribisch gemacht von L’immagine Ritrovata. Das Bonusmaterial ist ebenfalls auf höchstem Niveau. Diese Fassung liefert sowohl interessante Einblicke in die komplizierten technischen Aspekte der Restaurierung und Digitalisierung als auch eine Dokumentation von Rüdiger Suchsland, Die Geburt des Horrors im ersten Weltkrieg. Es bietet eine interessante Sicht auf Das Cabinet des Dr. Caligari, als antibürgerliche Antwort auf den Ersten Weltkrieg und das militaristische Denken, welches den Krieg verursacht hat. In Caligari ist nichts gerade, nichts ist geordnet, – mit anderen Worten: das genaue Gegenteil von militaristisch.

Ekstase

Regie: Gustav Machatý. DVD / Blu-ray, Bonusmaterial, Booklet, neu rekonstruierte Fassung, digital restauriert. Filmarchiv Austria 2021.

Kommentar der Jury:

Ekstase ist in vielerlei Hinsicht ein völlig außergewöhnlicher Film, und seine Restaurierung stellte einige einzigartige Herausforderungen dar. Der Originalfilm, im Februar 1933 in Wien uraufgeführt, existiert nicht mehr. Die Rekonstruktion, die sich auf der DVD/Blu-ray befindet, kommt dem Original jedoch so nahe wie möglich. Der Film hatte von Anfang an Zensurprobleme, wodurch Szenen geschnitten oder manipuliert wurden. Das Bonusmaterial auf der Disk und Booklet illustrieren dies sehr gut. Am auffälligsten ist der visuelle Vergleich zwischen sechs verschiedenen Versionen der Schlussszene. Ein wesentlicher Aspekt des Films sind die hochästhetischen Noir-ähnlichen Kompositionen. Die Restaurierung hat die Kinematografie akribisch gereinigt und nachgebildet, in der Schwarz wirklich schwarz ist. Von besonderem Interesse auf der Blue-ray ist der Film Symphonie der Liebe. Da der Film Ekstase in Deutschland und anderen Ländern verboten wurde, erschien 1935 in Deutschland eine umfangreich manipulierte Version unter dem Titel Symphonie der Liebe. Heutzutage trägt der Film den Status eines unabhängigen deutschen Films. Doch Symphonie der Liebe eliminierte alle wichtigen Elemente, weshalb Ekstase heute als innovativer, kreativer und gewagter Film: die berühmten Szenen mit Hedy Lamarr, die nackt schwimmt oder noch bahnbrechender, die ehrliche und offene Darstellung weiblicher Sexualität. Die Zensur sorgte dafür, all die Dinge zu entfernen, die Ekstase zu einem so wichtigen Film machten.

Georg Stefan Troller

Regie: Georg Stefan Troller. Jubiläums-DVD-Box, 6 DVDs, Bonusmaterial, Booklet. Filmarchiv Austria 2021.

Kommentar der Jury:

Zum 100. Geburtstag von Georg Stefan Troller veröffentlicht das Filmmuseum Österreich eine umfangreiche DVD-Box mit insgesamt 27 kürzeren wie längeren seiner Reportagen, semi-szenischen Arbeiten und Dokumentarfilmen im Auftrag des deutschen Fernsehens, darunter Beiträge über Edith Piaf oder Josephine Baker aus dem Pariser Journal, das zwischen 1962 und 1971 vom WDR ausgestrahlt wurde, und 19 seiner insgesamt 70 Filme aus der Reihe Personenbeschreibungen beim ZDF (1972 – 1993). Enthalten auch: der experimentelle Film Am Rande der bewohnbaren Welt. Das Leben des Dichters Arthur Rimbaud aus dem Jahr 1971. Die Auswahl ist vorzüglich getroffen. Aufgenommen sind etwa die Filme über Ron Kovac, Muhammad Ali, Peter Handke und Simone Weil wie auch der eindringlichen Begegnung im Knast, außerdem: ein aktueller Film über Georg Stefan Troller. Die Edition lädt ein, das Werk des großen Fernsehdokumentaristen wieder oder neu zu entdecken, indem sie die Filme befreit aus den schwer zugänglichen Archiven der Sendeanstalten.

Roman einer jungen Ehe & Frauenschicksale

Regie: Kurt Maetzig / Slatan Dudow. Bonusmaterial, Booklet.
Edition Filmmuseum 2021.

Kommentar der Jury:

Die Nr. 115 der Edition Filmmuseum kombiniert zwei Produktionen aus dem Jahr 1952, als sich die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln bereits dem Gefrierzustand näherte. Kurt Maetzig paraphrasiert in Roman einer jungen Ehe anhand eines Paares die damalige (Un)Möglichkeit einer Wiedervereinigung Deutschlands. Slatan Dudows Frauenschicksale rückt das Los der Frauen nach zwei verheerenden Weltkriegen in den Blickpunkt, indem er von den Kollateralschäden eines »Bel Hallodri« im Leben junger Damen berichtet. Der als »erster Frauenfilm der DEFA« bezeichnete Streifen wurde vom Bundesvorstand des Demokratischen Frauenbunds als »untypisch« abgelehnt. Dudows Reaktion ist in dem umfassend informativ gestalteten Booklet zur DVD abgedruckt. Ergänzt werden die Programme durch zwei Dokumentarstreifen, KgU – Kampfgruppe der Unmenschlichkeit (1956) und Tageskurs 1:4 (1957), die sich einer antikommunistischen Bewegung sowie der Währungsreform von 1948 widmen. Als »Schlüsselfilm« will sich keiner der beiden »Hauptfilme« verstanden wissen, ihr Bestreben war, wie Kurt Maetzig es formulierte, »den Sinn der Ereignisse, die sich wirklich abgespielt haben, mit den Mitteln der Kunst verständlich zu machen«.

Willy Haas Preis 2021

Die Jury 2021:

  • Christiane Habich (Kronberg)
  • Oliver Hanley (Potsdam)
  • Uli Jung (Trier)
  • Günter Krenn (Wien)
  • Claudia Lenssen (Berlin

Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monaten je Kategorie fünf Kandidaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Eröffnung des 34. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Donnerstag, den 18. November 2021, bekannt gegeben.

Die Gewinner:innen erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen.

Kategorie Buch
Kategorie DVD/Blu-ray
Lobende Erwähnung

In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:

Kommentar der Jury:

Die kreativen Kameraleute der Weimarer Republik haben kongenial zur Narrativik der Filme beigetragen. Dennoch ist ihr Schaffen in der filmhistorischen Forschung oft sträflich vernachlässigt worden. In seinem Buch analysiert Axel Block die Arbeit von fünf Kameraleuten an jeweils zwei Filmen, wobei einem Film von Fritz Lang ein Film des jeweiligen Kameramanns mit einem anderen Regisseur gegenübergestellt ist. Auf diese Weise wird das Spezifische an Langs Stil herausgearbeitet und der ästhetische Einfluss der Kameraleute auf ihn. Block, selbst Kameramann, hat einen sehr genauen Blick auf die einzelnen Sequenzen und eröffnet so den Leser:innen einen neuen Zugang zur Bildgestaltung der Weimarer Klassiker. Von großem Interesse sind darüber hinaus die Darlegungen, wie mit der Einführung des Tonfilms auch die Suche nach einer neuen Bildsprache beginnt. In unserer Zeit, in der die Bedeutung des Filmbilds zugunsten des Geschichtenerzählens immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird, verweist dieses Buch auf die erzählerische Kraft ausdrucksstarker Bilder. Axel Block schließt mit seinem Buch eine wichtige Lücke und inspiriert hoffentlich weitere Forschungen.

Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Titel nominiert:

Kommentar der Jury:

Nach Ralf Forsters Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR (nominiert für den Willy-Haas-Preis 2019) hat nun der Medienwissenschaftler Dennis Basaldella mit Ein Leben für den Film einen weiteren wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der ostdeutschen Filmgeschichte jenseits der DEFA geleistet und eine vergleichsweise unbekannte Seite des Filmwesens in der DDR beleuchtet. Im Zentrum des 348-seitigen, 2020 im Büchner-Verlag erschienenen Buches, das aus einem an der Universität Hamburg angesiedelten Dissertationsprojekt hervorgeht, steht die Person von Horst Klein (1920–1994), dessen Karriere als »freier Filmhersteller« in der DDR zugleich typisch und untypisch scheint. Der Karriereverlauf Kleins steht in dieser Mikrostudie als stellvertretend für einen ganzen Beruf, der bislang nur wenig erforscht wurde. Bei seiner eingehenden Untersuchung und akribischen (Re)konstruktion der Arbeitsbiografie Kleins konnte sich der Autor auf eine einzigartige Quelle stützen: auf den Nachlass Horst Kleins im Filmmuseum Potsdam, der hierfür erstmals vollumfänglich wissenschaftlich ausgewertet wurde. Ein verdienstvolles Werk

Begeisterte Zuschauer: Die Macht des Kinopublikums in der NS-Diktatur

von Joseph Garncarz. Köln: Herbert von Halem 2020.

Kommentar der Jury:

Für Joseph Garncarz ist die Frage nach der Filmpräferenz des Kinopublikums in der NS-Zeit essenziell für das bessere Verständnis von NS-(Film)Geschichte. Um dies zu erforschen, wertete er für Begeisterte Zuschauer zahlreiche Statistiken von in der Zeit zwischen 1938 und 1945 gezeigten Filmen aus und kam dabei zu der erstaunlichen und von Kritiker:innen durchaus kontroversiell diskutierten Ansicht, wonach der Publikumsgeschmack den Filmmarkt auch in jener Zeit durchaus mitbestimmt hätte. Der Autor überrascht zu Beginn des Buches mit einer sehr persönlichen Familiengeschichte und untersucht danach anhand des POPSTAT-Verfahrens des britischen Wirtschaftswissenschaftlers John Sedgwick die Aufnahme der NS-Filmproduktion in Berliner Kinos durch das Publikum. Ergänzt wird dies mit einem Blick auf die US-Filme jener Zeit, sowie mit einem Kapitel über die Wiederaufführungen von NS-Produktionen für das Publikum der Nachkriegszeit.

Kommentar der Jury:

In ihrer materialreichen Doktorarbeit recherchiert Johanne Hoppe, was nach 1945 mit den während des Nationalsozialismus entstandenen Filmen geschah. Dabei betrachtet sie den Umgang der Alliierten mit dem NS-Filmerbe, dann dessen – mangelhafte – Aufarbeitung in der BRD und die Rolle der FSK dabei. Ein interessantes Kapitel widmet sich dem Umgang mit den NS-Filmen in der DDR, der sich von dem in der BRD wesentlich unterschied. Die Alliierten verboten zahlreiche Filme – zeitweise standen bis zu 385 auf der Verbotsliste – u. a. wegen der Verherrlichung des Nationalsozialismus, rassistischer Inhalte oder gegen die Alliierten gerichteter Propaganda. Filme wurden in solchen Fällen zensiert und geschnitten. Nur die wenigsten blieben ganz verboten. Schon wenige Jahre nach Kriegsende liefen viele der in der NS-Zeit entstandenen Spielfilme als Reprisen wieder in den westdeutschen Kinos. Sowohl bei den Alliierten als auch bei den deutschen Institutionen standen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Dies ist insbesondere bei der Auswertung der Filme im Kino sowie später im Fernsehen und auf VHS und DVD sowie im Ausland zu erkennen. Auf der Strecke geblieben ist eine historisch-kritische Aufarbeitung der NS-Filme. Diese scheitert nicht zuletzt daran, dass von den Verbotsfilmen meistens nur die geschnittenen FSK-Fassungen verfügbar sind. Eine Kommission, die 1977 gefordert hatte, die Filme in ihren ungekürzten Zustand zurückzuversetzen, stieß leider auf taube Ohren. Die Autorin regt in ihrem Schlusswort an, die Geschichte der Fassungen, die durch die Schnittauflagen der Alliierten und der FSK entstanden, nachzuzeichnen. Das wäre in der Tat ein wünschenswertes Unterfangen!

Kino Welt Wien. Eine Kulturgeschichte städtischer Traumorte. Katalog zur Ausstellung

Herausgegeben von Martina Zerovnik. Wien: Filmarchiv Austria 2020

Kommentar der Jury:

»Man ging nicht in bestimmte Filme sondern ins Kino« Dieses Lebensgefühl prägte die urbane Kultur über hundert Jahre lang. Kino Welt Wien, der reich illustrierte Begleitband zu einer bis Januar 2021 im Metro Kulturhaus Wien gezeigten Ausstellung begibt sich auf die oft kaum noch sichtbaren Spuren des einst selbstverständlichen Alltagsvergnügens. Mit einer Fülle faszinierender Fotografien und Dokumente sowie einem beigelegten Stadtplan kartographiert der Band die große Zahl verschwundener Kinos in Wien, gibt anschauliche Einblicke in den Formenreichtum diverser Architektur- und Innenarchitekturstile und die verführerische Sprache ihrer einst das Stadtbild charakterisierenden Leuchtreklamen. Die Essays des Bandes spiegeln anschaulich die Perioden der ökonomischen und kulturpolitischen Entwicklung der Wiener Kinolandschaft, darunter die historische Indienstnahme durch die Nationalsozialisten. »Zwischen Traum und Wirklichkeit« setzt diese informative Zeitreise dem Kino als Schauplatz des sozialen Lebens ein zauberhaftes Denkmal.

In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:

o.k.

Regie: Michael Verhoeven. DVD. Bonusmaterial + Booklet. film & kunst GmbH / Filmmuseum München / Goethe-Institut München 2020
(Edition Filmmuseum 116).

Kommentar der Jury:

Michael Verhoevens Film o.k. verursachte auf der Berlinale 1970 einen Skandal und führte zum vorzeitigen Ende des Festivals. Danach war der Film nur kurz im Kino zu sehen und verschwand dann jahrzehntelang in der Versenkung. Ein Schicksal, das er wirklich nicht verdient hat. Der Film basiert auf einem Theaterstück Verhoevens, dem eine wahre Geschichte aus dem Vietnam-Krieg zugrunde liegt. Eine Gruppe von Soldaten vergewaltigt eine Vietnamesin und tötet sie anschließend, damit sie nicht aussagen kann. Der Regisseur verlegt diese Geschichte nach Bayern und lässt die Soldaten im bayrischen Dialekt sprechen. Damit holt er die Geschichte aus der Ferne in die bundesrepublikanische Realität. Sieht man den Film heute, so hat er nichts von seiner Brisanz verloren. Die großartigen jungen Schauspieler:innen, darunter Eva Mattes, Friedrich von Thun und Rolf Zacher, spielen zurückhaltend und eindringlich zugleich. Die film & kunst GmbH und das Filmmuseum München haben in der Edition Filmmuseum-Reihe den Film nun in restaurierter Fassung nach einer 2K-Abtastung vom Kameranegativ in einer vorzüglichen DVD-Ausgabe herausgebracht. Als Bonusmaterial gibt es ein ausführliches Gespräch zwischen Regisseur Verhoeven und Produzent Rob Houwer sowie Verhoevens ebenfalls seltenen Kurzfilm Tische (1969). In dem informativen Booklet beschreibt Stefan Drößler ausführlich die Geschichte des Berlinale-Skandals sowie der Rechtsstreitigkeiten mit Warner Bros., die die Kinoauswertung des Films behinderten.

Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Titel nominiert:

Chicago - Weltstadt in Flegeljahren

Regie: Heinrich Hauser. DVD und Blu-ray. Bonusmaterial.
Absolut Medien 2020.

Kommentar der Jury:

Die DVD/Blu-ray Chicago – Weltstadt in Flegeljahren feiert die Wiederentdeckung eines herausragenden historischen Städteporträts. Der heute vergessene Abenteurer und Kosmopolit, Schriftsteller, Fotograf und Filmmacher Heinrich Hauser tauchte 1931 als unvoreingenommener Besucher in das pulsierende Leben der zweitgrößten amerikanischen Metropole ein. Seine packenden Eindrücke vom Tempo und der Dichte des urbanen Verkehrs, der futuristisch erscheinenden grandiosen Hochhaus-Architektur, dem hochmodernden Standard technisierter Industrieabläufe sowie dem extremen Gefälle zwischen Arm und Reich, wie es sich im urbanen Alltag der Arbeiterstadt auf den Straßen zeigte, können sich mit anderen klassischen »Großstadtsymphonien« der Stummfilmära messen. Hausers visuelles Gespür für den jazzigen Rhythmus der Stadt, die eingesprochenen Passagen aus seinem Reisetagebuch sowie die von Andy Klein neu komponierte Filmmusik und ein dezenter Soundscore machen die restaurierte Fassung seines zu Unrecht kaum bekannten Films zu einem echten Erlebnis.

Deadlock - 50 Jahre Jubiläums-Edition

Regie: Roland Klick. Blu-ray. Bonusmaterial + Booklet, restaurierte Fassung. Subkultur 2021.

Kommentar der Jury:

Mit der neuesten Erscheinung in der Edition Deutsche Vita-Reihe hat das Label Subkultur Entertainment selbst seinen eigenen Qualitätsanspruch übertroffen – eine umso beachtlichere Leistung, wenn man berücksichtigt, wie viele hochwertige, vorbildliche Editionen aus der Arbeit des Labels bereits hervorgegangen sind. Dass einige davon von der Willy-Haas-Preis-Jury in der Vergangenheit Beachtung gefunden haben, dient nur als Beweis dafür. In dieser 50. Jubiläumsausgabe von Deadlock wird Roland Klicks Spaghettiwestern-auf-Deutsch neben der Blu-ray erstmals im 4K-Ultra-HD-Format in einer neuen digitalen Bearbeitung von atemberaubender Qualität präsentiert. Auf den zwei Scheiben wird der Hauptfilm um die für Subkultur-Editionen schon bekannte Vielzahl von Bonusmaterialien ergänzt, wovon manche hier zum ersten Mal zu finden sind (etwa die verschiedenen Varianten des Vorspanns und des Filmendes). In der edlen, optisch eindrucksvollen schwarz-roten Kartonverpackung verbirgt sich zusätzlich ein gebundener Bildband mit glänzenden schwarzweißen Fotos von den Dreharbeiten aus dem Archiv des Filmmuseums Düsseldorf. Auch wenn Klicks Kultfilm bereits 2014 in einer qualitätsvollen DVD-Edition erschienen ist, erlebt man ihn in dieser beeindruckenden Neuausgabe wie zum ersten Mal.

Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?

Regie: Slatan Dudow. Mediabook mit DVD und Blu-ray, Booklet.
Atlas-Film 2020.

Kommentar der Jury:

Von vielen als der »einzig eindeutig kommunistische Film der Weimarer Republik« in einer eigenen Nische positioniert, zählt Kuhle Wampe bis heute zu den meistzitierten Produktionen jener Epoche. Als Erstveröffentlichung einer Restaurierung der Deutschen Kinemathek, dem British Film Institute National Archive, der Cinémathèque Suisse und der Praesens-Film aus dem Jahr 2020, publiziert Atlas-Film nun ein Mediabook dieser Fassung plus Bonusmaterial als DVD und Blu-ray. Bild und Ton wurden im Vergleich mit bisherigen Fassungen qualitativ verbessert, das Booklet präsentiert neben zeitgenössischen Stellungnahmen von Rudolf Arnheim, Bertolt Brecht, Herbert Jhering und Georg Höllering auch das Zensurprotokoll der Filmprüfstelle Berlin. Ein solcher Film, so warnt man darin 1932, »erschüttert die Grundlagen des Staates« und müsse erheblich entschärft werden, bis »eine staatsgefährdende und entsittlichende Wirkung nicht mehr zu besorgen sei.«

Opium

Regie: Robert Reinert. DVD. Bonusmaterial + Booklet. film & kunst GmbH / Filmmuseum München / Filmmuseum Düsseldorf
(Edition Filmmuseum 117).

Kommentar der Jury:

Robert Reinerts Film Opium (1919) war lange Zeit nur unvollständig und in Kopien von bedürftiger Qualität verfügbar. 2018 gelang es den Filmmuseen in München und Düsseldorf auf der Grundlage dreier Nitratfilmmaterialien, eine Rekonstruktion, die nicht nur die originalen Einfärbungen und stilistisch unterschiedlichen Zwischentitel erhalten konnte, sondern auch der Zensurlänge recht nahekam. Diese Fassung liegt der vorliegenden DVD-Edition zugrunde, die überdies noch einige Szenenvergleiche und im Booklet eine Biografie des Regisseurs sowie zeitgenössische Rezensionen und einen frühen Text Reinerts bereithält. Außerdem befinden sich auf der DVD die wenigen erhaltenen Fragmente von Reinerts sonst als verschollen geltendem zweiteiligem Monumentalfilm Sterbende Völker (1922). Nun ist ein weiteres zentrales Werk in dem recht lückenhaft überlieferten Œuvre des einstig berühmten, inzwischen weitgehend vergessenen Filmmachers Robert Reinert in einer vorbildhaften Edition wieder zugänglich. Eine willkommene Ergänzung zu der bereits 2008 erschienenen DVD-Ausgabe des Filmmuseums München von Reinerts nachfolgendem Film Nerven (1919), die 2009 ebenfalls für den Willy Haas-Preis nominiert wurde.

Folgender Titel erhält von der Jury eine Lobende Erwähnung:

Kommentar der Jury:

Die Panoptika waren um 1900 als populäre Unterhaltungsorte wichtige Kontextmedien des frühen Kinos. Das gilt besonders für Castan’s Panoptikum in Berlin, das schon 1896 von Lumiere-Operateuren gefilmt worden ist. Die vorliegende Geschichte des Unternehmens basiert auf einer überaus intensiven und zeitraubenden Recherche in vielen Archiven und ist angesichts der opulenten Ausstattung eine glänzende verlegerische Großleistung.

Willy Haas-Preise 2020

Die Jury 2020:

  • Peter Bossen (Hamburg)
  • Christiane Habich (Kronberg)
  • Oliver Hanley (Potsdam)
  • Uli Jung (Trier)
  • Thomas Worschech (Frankfurt)

Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monaten in den Kategorie Buch und DVD/Blu-ray fünf Kandidaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Online-Eröffnung des 33. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Donnerstag, den 19. November 2020, bekannt gegeben.

Die Gewinner erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen überreicht.

In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:

Unerwünschtes Kino: Deutschsprachige Emigrantenfilme 1934-1937

von Armin Loacker. Wien: Filmarchiv Austria 2019.

Kommentar der Jury:

Als die österreichische Filmindustrie sich ab 1933 verpflichtete, ihre Projekte mit der deutschen Reichsfilmkammer personell und inhaltlich abzustimmen, um den Zugang zum deutschen Filmmarkt zu gewährleisten, waren die Arbeitsbedingungen für jüdische Filmkünstler im eigenen Land stark eingeschränkt. Es entstand eine kleine Produktion, deren Amortisierung nur in Österreich und – bis Kriegsbeginn – in einigen osteuropäischen Ländern erreicht werden musste, aber jüdischen Filmkünstlern ein immerhin bescheidenes Einkommen sichern konnte. Armin Loacker zeichnet diesen Zusammenhang minutiös nach und gibt darüber hinaus detaillierte biografische Informationen über wichtige Beteiligte. Eine verdienstvolle und aufschlussreiche filmhistorische Forschungsarbeit, die in der Publikation mit zahlreichen vorzüglich reproduzierten Abbildungen garniert ist.

Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Titel nominiert:

Maximilian Schell

Herausgegeben von Isabelle Louise Bastian, Hans-Peter Reichmann. Frankfurt: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (Verlag) 2019.

Kommentar der Jury:

Anlässlich der Ausstellung »Maximilian Schell« ist im Deutschen Filmmuseum über den Schauspieler und Regisseur ein Prachtband erschienen, der allein vom schönen Layout her schon zur längeren Beschäftigung einlädt. Kundige Essays beleuchten verschiedene Aspekte des vielfältigen Künstlers: seine Karriere als Darsteller im Film und auf der Bühne, seine Arbeit als Regisseur, seinen Film über Marlene Dietrich. Man lernt den Kunstsammler kennen, den Familienmenschen, der seine Schwester Maria in einem Film porträtiert, und den Übersetzer, der sich in einem faszinierenden Aufsatz anlässlich einer Theateraufführung von »Hamlet« im Deutschen Theater mit der Schlegelschen Übersetzung von Shakespeares Stück befasst und uns so auch an der Arbeit des Schauspielers teilhaben lässt. Ergänzt werden die Texte durch eine große Auswahl hervorragend gedruckter Fotos und Faksimiles u.a. von Briefen von Marlene Dietrich und Schell. Eine Kurzbiografie sowie filmografische und theatrografische Daten und ein Register runden das Buch ab.

Kommentar der Jury:

Die aus Bulgarien stammende, in den USA ansässige Germanistin und Filmwissenschaftlerin Mariana Ivanova hat sich in ihren Schriften wie auch in einer Reihe von Videodokumentationen mehrfach mit der Arbeit der staatlichen ostdeutschen Filmproduktion, der DEFA, beschäftigt und dabei einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung der DEFA-Geschichte und zu deren Neubewertung außerhalb des deutschen Sprachraums geleistet. Mit ihrer 2019 bei Berghahn erschienenen englischsprachigen Monografie »Cinema of Collaboration. DEFA Coproductions and International Exchange in Cold War Europe« widmet sich die Autorin nun detailliert der internationalen Zusammenarbeit der DEFA mit Produktionsfirmen im östlichen wie auch im westlichen Ausland. Bei ihrer umfassenden Recherche stützte sich Ivanova auf eine Reihe von einschlägigen, zum Teil bislang nicht ausgewerteten Quellen aus öffentlichen wie auch privaten Archiven. Daraus ist ein 292-seitiges, auch für DEFA-Nicht-Kenner überaus lesenswertes Werk zu einer wenig beachteten Seite der DEFA-Geschichte entstanden, anhand dessen sich auch eindrücklich nachvollziehen lässt, warum ausgerechnet Ivanova 2019 mit der Leitung der renommierten DEFA Film Library der University of Amherst betraut wurde.

Eberhard Fechner. Chronist des Alltäglichen

Herausgegeben von Torsten Musial, Rolf Aurich. München: et+k 2019.

Kommentar der Jury:

Eberhard Fechners (1927-1992) Spiel- und Dokumentarfilme gehören zu den herausragenden Produktionen des westdeutschen Fernsehens der 1960er bis ’80er Jahre. Obwohl er zunächst als Schauspieler für das Theater arbeitete und ab 1955 in Kinofilmen mitwirkte, wurde er zu einem der wichtigsten Dokumentaristen des bundesdeutschen Fernsehens und erreichte ein Millionenpublikum. Der dreiteilige Dokumentarfilm Der Prozess (1984), Fechners wichtigstes Werk, ist das Ergebnis achtjähriger Arbeit und dokumentiert den Majdanek-Prozess. Die von Rolf Aurich und Torsten Musial herausgegebene Publikation ist auf der Grundlage des künstlerischen Nachlasses von Eberhard Fechner, der seit 2015 in der Akademie der Künste Berlin bewahrt wird, entstanden. Die Beiträge gehen sehr informativ den verschiedenen Facetten des Werkes von Fechner nach, auch dem nicht Realisierten. Eine sorgfältige recherchierte Chronik, ein umfangreiches Werkverzeichnis und eine wohlüberlegte Bebilderung in guter Qualität runden eine sehr lesbare Veröffentlichung zu dem künstlerischen Werk von Eberhard Fechner ab.

Konrad Wolf: Chronist im Jahrhundert der Extreme

von Antje Vollmer, Hans-Eckardt Wenzel. Berlin: Die Andere Bibliothek 2019.

Kommentar der Jury:

Auf Grundlage von ausführlichen Quellenstudien und vieler Zeitzeugengespräche entstandene Biografie des bedeutendsten Filmregisseurs der DDR und langjährigen Präsidenten der Akademie der Künste der DDR, deren Ziel es ist, nicht nur einfach ein Leben nachzuerzählen. Dazu wird das familiäre Umfeld, insbesondere der Einfluss des Vaters, einbezogen und zeitgeschichtlichen Ereignisse und Umbrüche, wovon es in Wolfs Leben mehr als genug gegeben hat, ausführlich behandelt. Daneben nehmen sich die Autoren – die westdeutsche Politikerin Antje Vollmer und der ostdeutsche Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel – die Freiheit, die Lebensgeschichten von Nebenpersonen zu Ende zu erzählen und scheuen bisweilen auch vor Vermutungen und Pathos nicht zurück. Auf diese Weise gelingt es ihnen, dem Menschen Konrad Wolf sehr nahe zu kommen, vor allem auch seiner (vermeintlichen) Widersprüchlichkeit und Zerrissenheit. Das Werk des Filmmachers steht dabei weniger im Mittelpunkt, vielmehr geht es den Autoren darum, die Biografie Konrad Wolfs als exemplarische Lebensgeschichte für eine bestimmte zeithistorische Epoche darzustellen, was ihnen hervorragend gelungen ist. Ein Highlight der Biografieliteratur.

In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:

Peter Lilienthal Archiv 1

Regie: Peter Lilienthal. DVD. Digital remastered.Booklet + Bonusmaterial. Von Vietinghoff Filmproduktion / Lighthouse Home Entertainment 2019.

Kommentar der Jury:

Das umfangreiche Filmwerk des 90-jährigen Peter Lilienthal, das im Lauf von 50 Jahren entstand und einmal zum Kern des Neuen Deutschen Films gehörte, ist heute nur noch schwer greifbar und aus Kino- und Fernsehprogrammen mehrheitlich verschwunden. Die vorliegende kompakte Edition auf 4 DVDs, betreut vom Produzenten Joachim von Vietinghoff, vereint drei ausgewählte Filme, David (1979, BRD), Dear Mr. Wonderful (1981/82, BRD), Das Autogramm / L’Autographe (1983/84, BRD/FR), die alle u.a. mit Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet worden sind. Als Bonus gibt es ein langes Interview mit dem Regisseur, das nicht nur Aufschluss über Leben und Werk gibt, sondern auch über die Zeitumstände, die er durchlebte, sowie ein Booklet mit einem Essay von Michael Töteberg und einer Produktionsnotiz von Johannes Kagerer. Eine wichtige Edition, deren Fortsetzung sehr zu wünschen ist.

Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Editionen nominiert:

Berliner Ballade

Regie: Robert A. Stemmle. Digital restauriert, Booklet + Bonusmaterial. DVD / Blu-ray. Filmjuwelen 2020.

Kommentar der Jury:

Auf der Grundlage eines Kabarett-Programms von Günter Neumann inszenierte Robert A. Stemmle im Jahre 1948 diese Nachkriegssatire, in der der damals noch magere Gert Fröbe den heute ebenfalls noch sprichwörtlichen Durchschnittsdeutschen Otto Normalverbraucher gibt. Die von der Günter-Neumann-Stiftung initiierte und bei Studio Hamburg durchgeführte Restaurierung geht sehr behutsam mit dem Film um. Ziel war es nach eigener Aussage, den Film nicht wie ein heutiges Hochglanzprodukt aussehen zu lassen, sondern den historischen Charakter des Filmmaterials durchaus sichtbar zu lassen. Das ist gut gelungen und geht mitnichten, wie man vielleicht meinen könnte, zu Lasten des Sehvergnügens. Das Bonusmaterial umfasst ein informatives Feature mit ausführlichen Informationen zu Autor Günter Neumann und Regisseur R. A. Stemmle, in dem nebenbei auch die Ansichten des zerstörten Berlin aus dem Film mit heutigen Ansichten verglichen werden und das extra für diese Ausgabe produziert wurde, sowie eine kurze Dokumentation zur Restaurierung, ein kurzes Interview von 1985 mit dem (inzwischen beleibten) Hauptdarsteller und ein Booklet. Insgesamt eine gelungene Edition eines der wichtigsten deutschen »Trümmerfilme«.

Die Büchse der Pandora

Regie: Georg Wilhelm Pabst. DVD & Blu-ray. Mediabook, restaurierte Fassung. Booklet + Bonusmaterial. Atlas-Film 2019.

Kommentar der Jury:

Der bereits 2009 restaurierte Film Die Büchse der Pandora ist der bekannteste Stummfilm des Regisseur G. W. Pabst mit dem Star Louise Brooks in der Hauptrolle. Der Film liegt in der Edition auf DVD und Blu-ray vor, die neue Musik wurde komponiert von Peer Raben im Auftrag von ZDF/ARTE. Als Bonus enthalten ist der informative Dokumentarfilm von Robert Fischer Der Schatten meines Vaters: Michael Pabst über G. W. Pabsts Die Büchse der Pandora. Das 24-seitige Booklet enthält Martin Koerbers Restaurierungsbericht, eine Rezension der Wiederaufführung sowie eine Vielzahl von zeitgenössischen Filmkritiken. Die drei beigefügten Postkarten mit den verschiedenen Plakatmotiven des Films sind eine schöne Zugabe. Die restaurierte Fassung des Films erscheint in der Nero-Film-Reihe von Atlas-Film als hochwertiges, informatives und sorgfältig editiertes Mediabook. In der Reihe sind weitere deutsche Filmklassiker erschienen, ebenso aufwendig und liebevoll gestaltet, wie etwa Westfront 1918 von Pabst, Fritz Langs Das Testament Des Dr. Mabuse oder Robert Siodmaks Film der Neuen Sachlichkeit Menschen am Sonntag von 1930.

Frankfurt Kaiserstraße

Regie: Roger Fritz. DVD & Blu-ray. Booklet + Bonusmaterial. Subkultur 2019.

Kommentar der Jury:

Die Marke »Edition Deutsche Vita« steht für konsistent hochwertige, liebevoll hergestellte und luxuriös ausgestattete Ausgaben westdeutscher Genrefilme, die vorher auf dem DVD- und Blu-ray-Markt nur schwer oder in mäßiger Qualität zugänglich waren. Unter den jüngsten Veröffentlichungen der Reihe, die inzwischen 13 Ausgaben umfasst, sticht die Edition der letzten Regiearbeit von Roger Fritz, Frankfurt Kaiserstrasse (1981), besonders heraus. Neben der tadellosen digitalen Präsentation des Hauptfilms (wie immer sowohl im Blu-ray- als auch im DVD-Format vorhanden) und dem umfangreichem Bonusmaterial – darunter neue Videointerviews mit Fritz und mit seinem Hauptdarsteller Dave Balko, die Aufzeichnung eines 2019 geführten Podiumsgesprächs mit Schauspieler Hanno Pöschl sowie eine Bildergalerie und Trailer – bietet das Paket ein 16-seitiges Begleitbooklet mit einem Aufsatz des in Frankfurt lebenden Cinéphilen Gary Vanisian sowie eine vollständige Reproduktion der 2. Fassung des Originaldrehbuchs von Georg Ensor (als gebundene Buchausgabe!) und eine Broschüre glänzender schwarz-weißer Setfotografien mit Balko.

Das Wachsfigurenkabinett

Regie: Paul Leni. Restaurierte Fassung, Booklet + Bonusfilm. DVD / Blu-ray. absolut Medien 2020.

Kommentar der Jury:

Paul Lenis phantastischer Film Das Wachsfigurenkabinett (1924) ist ein Meisterwerk des Weimarer Kinos. Mit hohem Aufwand, visueller Raffinesse und den großen Filmstars der damaligen Zeit inszenierte Leni die Geschichten von Harun al Raschid (Emil Jannings), Iwan dem Schrecklichen (Conrad Veidt) und Jack the Ripper (Werner Krauß). Leider verbrannte das Originalnegativ 1925, und so ist der Film nur in den überlebenden zeitgenössischen Kopien erhalten. Da der Restaurierung in der Hauptsache eine Kopie des British Film Institute zugrunde liegt, hat der Film englische Zwischentitel. Eine deutsche Kopie ist nicht erhalten. Die Stiftung Deutsche Kinemathek und die Cineteca di Bologna haben den Film nun aufwendig restauriert, wobei man auch die Farbgebung der englischen Kopie im digitalen Bild nachempfand. Es wurde eine von Bernd Schultheis, Olav Lervik und Jan Kohl neu komponierte Musik eingespielt. Zur Auswahl wurde eine alternative Klaviermusik von Richard Siedhoff beigegeben, die dem Film in jeder Hinsicht gerecht wird. Als Extra gibt es das Fragment Der Film im Film (1923/24), wo man gleich anfangs Paul Leni und Conrad Veidt kurz bei den Dreharbeiten zum Wachsfigurenkabinett sieht. Neben anderen Stummfilmgrößen sind auch die Regisseure Fritz Lang, E. A. Dupont und Hanns Schwarz bei Dreharbeiten zu sehen. Ein Booklet mit zeitgenössischen Kritiken und einem Text über die Restaurierung rundet die Edition ab.

 

Der Willy Haas-Preis zeichnet jährlich im Rahmen des cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch- und DVD/Blu-ray-Edition aus.

Preisträger der vergangenen Jahre (Link führt zur alten website)


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