Der Willy Haas-Preis zeichnet jährlich im Rahmen des cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch- und DVD-/Blu-ray-Edition aus.
Die Sieger werden im Rahmen der Eröffnung des Internationalen Filmhistorischen Kongresses bekannt gegeben.
Die Jury 2022:
- Christiane Habich (Kronberg)
- Britta Hartmann (Berlin)
- Anne Jespersen (Kopenhagen)
- Uli Jung (Trier)
- Günter Krenn (Wien)
Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monaten je Kategorie sechs Kandidaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Eröffnung des 35. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Donnerstag, den 17. November 2022, bekannt gegeben.
Die Gewinner:innen erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen.
Die Willy Haas-Preise wurden von den Jury-Mitgliedern Anne Jespersen und Britta Hartmann überreicht.
In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:
Dokumentarfilm in Deutschland.
Von den Anfängen bis zur Gegenwart.
von Peter Zimmermann. Bonn: bpb 2022.
Kommentar der Jury:
Preisträger Peter Zimmermann
In der Kategorie Buch waren außerdem folgende Titel nominiert:
Die Schauspielerin Elisabeth Bergner.
Ein Leben zwischen Selbstbehauptung und MeToo
von Renate Berger. Marburg: Schüren 2022.
Kommentar der Jury:
Beyond Prince Achmed. New Perspectives
on Animation Pioneer Lotte Reiniger
von Rada Bieberstein. Marburg: Schüren 2022.
Kommentar der Jury:
Douglas Sirk und das ironisierte Melodram
von Thomas Brandlmeier. München: edition text + kritik 2022.
Kommentar der Jury:
Der Traum vom großen Kino.
Die Unternehmensgeschichte er Bavaria Film GmbH von 1945 bis 1994
von Christoph Menardi. München: edition text + kritik 2022.
Kommentar der Jury:
Was wir filmten. Filme von ostdeutschen Regisseurinnen nach 1990
Herausgegeben von Betty Schiel, Maxa Zoller. Berlin: Bertz + Fischer 2021.
Kommentar der Jury:
In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:
Anders als die Andern & Gesetze der Liebe & Geschlecht in Fesseln
Regie: Richard Oswald / Magnus Hirschfeld / Wilhelm Dieterle. Bonusmaterial, Booklet, neu erweiterte Auflage.
Edition Filmmusuem 2022
Kommentar der Jury:
In der Zeit zwischen dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und der Implementierung des Weimarer Reichsfilmgesetz 1920 war die Vorzensur für Filme ausgesetzt. Richard Oswald, zu dieser Zeit bereits ein weitgehend bekannter Regisseur und Produzent, nutzte die Gelegenheit, eine Reihe sog. »Aufklärungsfilme« zu realisieren, die sich mit gesellschaftlich marginalisierten Themen – Prostitution, Homosexualität – beschäftigten. Anders als die Anderen, für den er sich die Unterstützung des Pioniers der Sexualforschung Magnus Hirschfeld sicherte, ist bis heute das umstrittenste, zugleich aber selten zu sehende Beispiel. Er wurde am 16. Oktober 1920 unter der neuen Gesetzgebung für das gesamte Reichsgebiet verboten. Die Doppel-DVD der Edition Filmmuseum macht nicht nur Oswalds Film für den privaten Gebrauch zugänglich, sondern auch Hirschfelds Dokumentarfilm Gesetze der Liebe (1927) und Wilhelm Dieterles Spielfilm Geschlecht in Fesseln (1928) wieder zugänglich. Ein 20-seitiges Booklet sowie ein ROM-Teil bieten eine filmgeschichtliche Einordnung aller Filme und zusätzliche Original-Dokument aus dem Zusammenhang der Filme, unter anderem auch – überraschend, aber auch vielsagend – einen Briefwechsel zwischen Oswald und Veit Harlan, der 1958 mit seinem die Homosexualität sehr negativ konnotierenden Film Anders als Du und ich (§ 175) in die Kinos brachte. Eine umsichtig gestaltete und vorbildliche Edition.
In der Kategorie DVD/Blu-ray waren außerdem folgende Edition nominiert:
Amerasia & Việt Nam!
Regie: Wolf-Eckart Bühler. Bonusmaterial, Booklet.
Edition Filmmusuem 2022
Kommentar der Jury:
Der Filmkritiker und -regisseur Wolf-Eckart Bühler ist leider zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Er schrieb in der Zeitschrift »Filmkritik« und schuf wegweisende Themen-Hefte, etwa über den Polizeifilm oder Hank Worden. Bühlers linkes politisches Engagement prägte auch seine filmischen Arbeiten. In den Filmen Amerasia und Việt Nam! setzt er sich auf sehr persönliche Weise mit den Folgen des Vietnam-Kriegs auseinander. Ein weiteres Thema, das ihn stark beschäftigte, war die Verfolgung der linken Filmschaffenden in der McCarthy-Zeit. Zeugnis davon legen die auf der DVD enthaltenen Filme über Leo T. Hurwitz, Irving Lerner und Abraham Polonsky ab sowie das Hörspiel Reisen am Ende der Nacht: Sterling Hayden. Eine Radiosendung aus dem Jahr 1974 ist der Geschichte der Filmkritik gewidmet. Gerade die TV- und Radiosendungen Bühlers aus den 1970er und 1980er Jahren lassen einen heute erstaunen, welche hohe Qualität Fernsehen und Hörfunk damals noch hatten, und es ist ein großes Verdienst, sie auf DVD wieder zugänglich gemacht zu haben. Das Booklet enthält einen Essay von Olaf Möller sowie Texte und Briefe von Bühler selbst und einen bewegenden Nachruf von Hans Schifferle.
Das Cabinet des Dr. Caligari
Regie: Robert Wiene. Bonusmaterial, restaurierte Fassung, Blu-ray /
4k Ultra HD. Studio Hamburg Enterprises 2022.
Kommentar der Jury:
Wie wir alle wissen, ist Das Cabinet des Dr. Caligari ein Meilenstein der deutschen Kinos. Als der Film im Februar 1920 Premiere hatte, feierte ihn die Filmpresse als »Eintritt der Kunst in die Filmwelt«. Es war eine komplexe Geschichte in einem hochstilisierten, expressionistischen Bühnenbild. Der Expressionismus war überall und Caligari kam grade zur richtigen Zeit. Der Film hatte in der Vergangenheit eine abwechslungsreiche Videokarriere, aber diese Blu-ray- und 4K Ultra HD-Version scheint die endgültige Version zu sein. Die restaurierte Fassung ist von höchster Qualität. Der Film wirkt scharf, frisch und neu, akribisch gemacht von L’immagine Ritrovata. Das Bonusmaterial ist ebenfalls auf höchstem Niveau. Diese Fassung liefert sowohl interessante Einblicke in die komplizierten technischen Aspekte der Restaurierung und Digitalisierung als auch eine Dokumentation von Rüdiger Suchsland, Die Geburt des Horrors im ersten Weltkrieg. Es bietet eine interessante Sicht auf Das Cabinet des Dr. Caligari, als antibürgerliche Antwort auf den Ersten Weltkrieg und das militaristische Denken, welches den Krieg verursacht hat. In Caligari ist nichts gerade, nichts ist geordnet, – mit anderen Worten: das genaue Gegenteil von militaristisch.
Ekstase
Regie: Gustav Machatý. DVD / Blu-ray, Bonusmaterial, Booklet, neu rekonstruierte Fassung, digital restauriert. Filmarchiv Austria 2021.
Kommentar der Jury:
Ekstase ist in vielerlei Hinsicht ein völlig außergewöhnlicher Film, und seine Restaurierung stellte einige einzigartige Herausforderungen dar. Der Originalfilm, im Februar 1933 in Wien uraufgeführt, existiert nicht mehr. Die Rekonstruktion, die sich auf der DVD/Blu-ray befindet, kommt dem Original jedoch so nahe wie möglich. Der Film hatte von Anfang an Zensurprobleme, wodurch Szenen geschnitten oder manipuliert wurden. Das Bonusmaterial auf der Disk und Booklet illustrieren dies sehr gut. Am auffälligsten ist der visuelle Vergleich zwischen sechs verschiedenen Versionen der Schlussszene. Ein wesentlicher Aspekt des Films sind die hochästhetischen Noir-ähnlichen Kompositionen. Die Restaurierung hat die Kinematografie akribisch gereinigt und nachgebildet, in der Schwarz wirklich schwarz ist. Von besonderem Interesse auf der Blue-ray ist der Film Symphonie der Liebe. Da der Film Ekstase in Deutschland und anderen Ländern verboten wurde, erschien 1935 in Deutschland eine umfangreich manipulierte Version unter dem Titel Symphonie der Liebe. Heutzutage trägt der Film den Status eines unabhängigen deutschen Films. Doch Symphonie der Liebe eliminierte alle wichtigen Elemente, weshalb Ekstase heute als innovativer, kreativer und gewagter Film: die berühmten Szenen mit Hedy Lamarr, die nackt schwimmt oder noch bahnbrechender, die ehrliche und offene Darstellung weiblicher Sexualität. Die Zensur sorgte dafür, all die Dinge zu entfernen, die Ekstase zu einem so wichtigen Film machten.
Georg Stefan Troller
Regie: Georg Stefan Troller. Jubiläums-DVD-Box, 6 DVDs, Bonusmaterial, Booklet. Filmarchiv Austria 2021.
Kommentar der Jury:
Zum 100. Geburtstag von Georg Stefan Troller veröffentlicht das Filmmuseum Österreich eine umfangreiche DVD-Box mit insgesamt 27 kürzeren wie längeren seiner Reportagen, semi-szenischen Arbeiten und Dokumentarfilmen im Auftrag des deutschen Fernsehens, darunter Beiträge über Edith Piaf oder Josephine Baker aus dem Pariser Journal, das zwischen 1962 und 1971 vom WDR ausgestrahlt wurde, und 19 seiner insgesamt 70 Filme aus der Reihe Personenbeschreibungen beim ZDF (1972 – 1993). Enthalten auch: der experimentelle Film Am Rande der bewohnbaren Welt. Das Leben des Dichters Arthur Rimbaud aus dem Jahr 1971. Die Auswahl ist vorzüglich getroffen. Aufgenommen sind etwa die Filme über Ron Kovac, Muhammad Ali, Peter Handke und Simone Weil wie auch der eindringlichen Begegnung im Knast, außerdem: ein aktueller Film über Georg Stefan Troller. Die Edition lädt ein, das Werk des großen Fernsehdokumentaristen wieder oder neu zu entdecken, indem sie die Filme befreit aus den schwer zugänglichen Archiven der Sendeanstalten.
Roman einer jungen Ehe & Frauenschicksale
Regie: Kurt Maetzig / Slatan Dudow. Bonusmaterial, Booklet.
Edition Filmmuseum 2021.
Kommentar der Jury:
Die Nr. 115 der Edition Filmmuseum kombiniert zwei Produktionen aus dem Jahr 1952, als sich die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln bereits dem Gefrierzustand näherte. Kurt Maetzig paraphrasiert in Roman einer jungen Ehe anhand eines Paares die damalige (Un)Möglichkeit einer Wiedervereinigung Deutschlands. Slatan Dudows Frauenschicksale rückt das Los der Frauen nach zwei verheerenden Weltkriegen in den Blickpunkt, indem er von den Kollateralschäden eines »Bel Hallodri« im Leben junger Damen berichtet. Der als »erster Frauenfilm der DEFA« bezeichnete Streifen wurde vom Bundesvorstand des Demokratischen Frauenbunds als »untypisch« abgelehnt. Dudows Reaktion ist in dem umfassend informativ gestalteten Booklet zur DVD abgedruckt. Ergänzt werden die Programme durch zwei Dokumentarstreifen, KgU – Kampfgruppe der Unmenschlichkeit (1956) und Tageskurs 1:4 (1957), die sich einer antikommunistischen Bewegung sowie der Währungsreform von 1948 widmen. Als »Schlüsselfilm« will sich keiner der beiden »Hauptfilme« verstanden wissen, ihr Bestreben war, wie Kurt Maetzig es formulierte, »den Sinn der Ereignisse, die sich wirklich abgespielt haben, mit den Mitteln der Kunst verständlich zu machen«.
Willy Haas Preis 2021
Die Jury 2021:
- Christiane Habich (Kronberg)
- Oliver Hanley (Potsdam)
- Uli Jung (Trier)
- Günter Krenn (Wien)
- Claudia Lenssen (Berlin
Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monaten je Kategorie fünf Kandidaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Eröffnung des 34. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Donnerstag, den 18. November 2021, bekannt gegeben.
Die Gewinner:innen erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen.
In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:
Die Kameraaugen des Fritz Lang.
Der Einfluss der Kameramänner auf den Film der Weimarer Republik
von Axel Block. München: edition text + kritik 2020.
Kommentar der Jury:
Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Titel nominiert:
Ein Leben für den Film. Der freie Filmhersteller Horst Klein und das Film- und Fernsehschaffen in der DDR
von Dennis Basaldella. Marburg: Büchner 2020.
Kommentar der Jury:
Nach Ralf Forsters Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR (nominiert für den Willy-Haas-Preis 2019) hat nun der Medienwissenschaftler Dennis Basaldella mit Ein Leben für den Film einen weiteren wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der ostdeutschen Filmgeschichte jenseits der DEFA geleistet und eine vergleichsweise unbekannte Seite des Filmwesens in der DDR beleuchtet. Im Zentrum des 348-seitigen, 2020 im Büchner-Verlag erschienenen Buches, das aus einem an der Universität Hamburg angesiedelten Dissertationsprojekt hervorgeht, steht die Person von Horst Klein (1920–1994), dessen Karriere als »freier Filmhersteller« in der DDR zugleich typisch und untypisch scheint. Der Karriereverlauf Kleins steht in dieser Mikrostudie als stellvertretend für einen ganzen Beruf, der bislang nur wenig erforscht wurde. Bei seiner eingehenden Untersuchung und akribischen (Re)konstruktion der Arbeitsbiografie Kleins konnte sich der Autor auf eine einzigartige Quelle stützen: auf den Nachlass Horst Kleins im Filmmuseum Potsdam, der hierfür erstmals vollumfänglich wissenschaftlich ausgewertet wurde. Ein verdienstvolles Werk
Begeisterte Zuschauer: Die Macht des Kinopublikums in der NS-Diktatur
von Joseph Garncarz. Köln: Herbert von Halem 2020.
Kommentar der Jury:
Von Kanonen und Spatzen: Die Diskursgeschichte der nach 1945 verbotenen NS-Filme
von Johanne Hoppe. Marburg: Schüren 2021
Kommentar der Jury:
Kino Welt Wien. Eine Kulturgeschichte städtischer Traumorte. Katalog zur Ausstellung
Herausgegeben von Martina Zerovnik. Wien: Filmarchiv Austria 2020
Kommentar der Jury:
»Man ging nicht in bestimmte Filme sondern ins Kino« Dieses Lebensgefühl prägte die urbane Kultur über hundert Jahre lang. Kino Welt Wien, der reich illustrierte Begleitband zu einer bis Januar 2021 im Metro Kulturhaus Wien gezeigten Ausstellung begibt sich auf die oft kaum noch sichtbaren Spuren des einst selbstverständlichen Alltagsvergnügens. Mit einer Fülle faszinierender Fotografien und Dokumente sowie einem beigelegten Stadtplan kartographiert der Band die große Zahl verschwundener Kinos in Wien, gibt anschauliche Einblicke in den Formenreichtum diverser Architektur- und Innenarchitekturstile und die verführerische Sprache ihrer einst das Stadtbild charakterisierenden Leuchtreklamen. Die Essays des Bandes spiegeln anschaulich die Perioden der ökonomischen und kulturpolitischen Entwicklung der Wiener Kinolandschaft, darunter die historische Indienstnahme durch die Nationalsozialisten. »Zwischen Traum und Wirklichkeit« setzt diese informative Zeitreise dem Kino als Schauplatz des sozialen Lebens ein zauberhaftes Denkmal.
In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:
o.k.
Regie: Michael Verhoeven. DVD. Bonusmaterial + Booklet. film & kunst GmbH / Filmmuseum München / Goethe-Institut München 2020
(Edition Filmmuseum 116).
Kommentar der Jury:
Michael Verhoevens Film o.k. verursachte auf der Berlinale 1970 einen Skandal und führte zum vorzeitigen Ende des Festivals. Danach war der Film nur kurz im Kino zu sehen und verschwand dann jahrzehntelang in der Versenkung. Ein Schicksal, das er wirklich nicht verdient hat. Der Film basiert auf einem Theaterstück Verhoevens, dem eine wahre Geschichte aus dem Vietnam-Krieg zugrunde liegt. Eine Gruppe von Soldaten vergewaltigt eine Vietnamesin und tötet sie anschließend, damit sie nicht aussagen kann. Der Regisseur verlegt diese Geschichte nach Bayern und lässt die Soldaten im bayrischen Dialekt sprechen. Damit holt er die Geschichte aus der Ferne in die bundesrepublikanische Realität. Sieht man den Film heute, so hat er nichts von seiner Brisanz verloren. Die großartigen jungen Schauspieler:innen, darunter Eva Mattes, Friedrich von Thun und Rolf Zacher, spielen zurückhaltend und eindringlich zugleich. Die film & kunst GmbH und das Filmmuseum München haben in der Edition Filmmuseum-Reihe den Film nun in restaurierter Fassung nach einer 2K-Abtastung vom Kameranegativ in einer vorzüglichen DVD-Ausgabe herausgebracht. Als Bonusmaterial gibt es ein ausführliches Gespräch zwischen Regisseur Verhoeven und Produzent Rob Houwer sowie Verhoevens ebenfalls seltenen Kurzfilm Tische (1969). In dem informativen Booklet beschreibt Stefan Drößler ausführlich die Geschichte des Berlinale-Skandals sowie der Rechtsstreitigkeiten mit Warner Bros., die die Kinoauswertung des Films behinderten.
Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Titel nominiert:
Chicago - Weltstadt in Flegeljahren
Regie: Heinrich Hauser. DVD und Blu-ray. Bonusmaterial.
Absolut Medien 2020.
Kommentar der Jury:
Die DVD/Blu-ray Chicago – Weltstadt in Flegeljahren feiert die Wiederentdeckung eines herausragenden historischen Städteporträts. Der heute vergessene Abenteurer und Kosmopolit, Schriftsteller, Fotograf und Filmmacher Heinrich Hauser tauchte 1931 als unvoreingenommener Besucher in das pulsierende Leben der zweitgrößten amerikanischen Metropole ein. Seine packenden Eindrücke vom Tempo und der Dichte des urbanen Verkehrs, der futuristisch erscheinenden grandiosen Hochhaus-Architektur, dem hochmodernden Standard technisierter Industrieabläufe sowie dem extremen Gefälle zwischen Arm und Reich, wie es sich im urbanen Alltag der Arbeiterstadt auf den Straßen zeigte, können sich mit anderen klassischen »Großstadtsymphonien« der Stummfilmära messen. Hausers visuelles Gespür für den jazzigen Rhythmus der Stadt, die eingesprochenen Passagen aus seinem Reisetagebuch sowie die von Andy Klein neu komponierte Filmmusik und ein dezenter Soundscore machen die restaurierte Fassung seines zu Unrecht kaum bekannten Films zu einem echten Erlebnis.
Deadlock - 50 Jahre Jubiläums-Edition
Regie: Roland Klick. Blu-ray. Bonusmaterial + Booklet, restaurierte Fassung. Subkultur 2021.
Kommentar der Jury:
Mit der neuesten Erscheinung in der Edition Deutsche Vita-Reihe hat das Label Subkultur Entertainment selbst seinen eigenen Qualitätsanspruch übertroffen – eine umso beachtlichere Leistung, wenn man berücksichtigt, wie viele hochwertige, vorbildliche Editionen aus der Arbeit des Labels bereits hervorgegangen sind. Dass einige davon von der Willy-Haas-Preis-Jury in der Vergangenheit Beachtung gefunden haben, dient nur als Beweis dafür. In dieser 50. Jubiläumsausgabe von Deadlock wird Roland Klicks Spaghettiwestern-auf-Deutsch neben der Blu-ray erstmals im 4K-Ultra-HD-Format in einer neuen digitalen Bearbeitung von atemberaubender Qualität präsentiert. Auf den zwei Scheiben wird der Hauptfilm um die für Subkultur-Editionen schon bekannte Vielzahl von Bonusmaterialien ergänzt, wovon manche hier zum ersten Mal zu finden sind (etwa die verschiedenen Varianten des Vorspanns und des Filmendes). In der edlen, optisch eindrucksvollen schwarz-roten Kartonverpackung verbirgt sich zusätzlich ein gebundener Bildband mit glänzenden schwarzweißen Fotos von den Dreharbeiten aus dem Archiv des Filmmuseums Düsseldorf. Auch wenn Klicks Kultfilm bereits 2014 in einer qualitätsvollen DVD-Edition erschienen ist, erlebt man ihn in dieser beeindruckenden Neuausgabe wie zum ersten Mal.
Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?
Regie: Slatan Dudow. Mediabook mit DVD und Blu-ray, Booklet.
Atlas-Film 2020.
Kommentar der Jury:
Von vielen als der »einzig eindeutig kommunistische Film der Weimarer Republik« in einer eigenen Nische positioniert, zählt Kuhle Wampe bis heute zu den meistzitierten Produktionen jener Epoche. Als Erstveröffentlichung einer Restaurierung der Deutschen Kinemathek, dem British Film Institute National Archive, der Cinémathèque Suisse und der Praesens-Film aus dem Jahr 2020, publiziert Atlas-Film nun ein Mediabook dieser Fassung plus Bonusmaterial als DVD und Blu-ray. Bild und Ton wurden im Vergleich mit bisherigen Fassungen qualitativ verbessert, das Booklet präsentiert neben zeitgenössischen Stellungnahmen von Rudolf Arnheim, Bertolt Brecht, Herbert Jhering und Georg Höllering auch das Zensurprotokoll der Filmprüfstelle Berlin. Ein solcher Film, so warnt man darin 1932, »erschüttert die Grundlagen des Staates« und müsse erheblich entschärft werden, bis »eine staatsgefährdende und entsittlichende Wirkung nicht mehr zu besorgen sei.«
Opium
Regie: Robert Reinert. DVD. Bonusmaterial + Booklet. film & kunst GmbH / Filmmuseum München / Filmmuseum Düsseldorf
(Edition Filmmuseum 117).
Kommentar der Jury:
Robert Reinerts Film Opium (1919) war lange Zeit nur unvollständig und in Kopien von bedürftiger Qualität verfügbar. 2018 gelang es den Filmmuseen in München und Düsseldorf auf der Grundlage dreier Nitratfilmmaterialien, eine Rekonstruktion, die nicht nur die originalen Einfärbungen und stilistisch unterschiedlichen Zwischentitel erhalten konnte, sondern auch der Zensurlänge recht nahekam. Diese Fassung liegt der vorliegenden DVD-Edition zugrunde, die überdies noch einige Szenenvergleiche und im Booklet eine Biografie des Regisseurs sowie zeitgenössische Rezensionen und einen frühen Text Reinerts bereithält. Außerdem befinden sich auf der DVD die wenigen erhaltenen Fragmente von Reinerts sonst als verschollen geltendem zweiteiligem Monumentalfilm Sterbende Völker (1922). Nun ist ein weiteres zentrales Werk in dem recht lückenhaft überlieferten Œuvre des einstig berühmten, inzwischen weitgehend vergessenen Filmmachers Robert Reinert in einer vorbildhaften Edition wieder zugänglich. Eine willkommene Ergänzung zu der bereits 2008 erschienenen DVD-Ausgabe des Filmmuseums München von Reinerts nachfolgendem Film Nerven (1919), die 2009 ebenfalls für den Willy Haas-Preis nominiert wurde.
Folgender Titel erhält von der Jury eine Lobende Erwähnung:
Castan's Panopticum. Ein Medium wird besichtigt: Die Castans und ihr Lebenswerk. Eine Zusammenschau
von Angelika Friederici. Berlin. Karl-Robert Schütze 2020.
Kommentar der Jury:
Willy Haas-Preise 2020
Die Jury 2020:
- Peter Bossen (Hamburg)
- Christiane Habich (Kronberg)
- Oliver Hanley (Potsdam)
- Uli Jung (Trier)
- Thomas Worschech (Frankfurt)
Die Jury hat aus den Neuerscheinungen der letzten 24 Monaten in den Kategorie Buch und DVD/Blu-ray fünf Kandidaten für den Preis nominiert. Der endgültige Sieger wurde im Rahmen der Online-Eröffnung des 33. Internationalen Filmhistorischen Kongresses am Donnerstag, den 19. November 2020, bekannt gegeben.
Die Gewinner erhielten jeweils eine Urkunde sowie eine Original-Grafik des Künstlers und Filmmachers Franz Winzentsen überreicht.
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In der Kategorie Buch wurde folgender Titel ausgezeichnet:
Unerwünschtes Kino: Deutschsprachige Emigrantenfilme 1934-1937
von Armin Loacker. Wien: Filmarchiv Austria 2019.
Kommentar der Jury:
Als die österreichische Filmindustrie sich ab 1933 verpflichtete, ihre Projekte mit der deutschen Reichsfilmkammer personell und inhaltlich abzustimmen, um den Zugang zum deutschen Filmmarkt zu gewährleisten, waren die Arbeitsbedingungen für jüdische Filmkünstler im eigenen Land stark eingeschränkt. Es entstand eine kleine Produktion, deren Amortisierung nur in Österreich und – bis Kriegsbeginn – in einigen osteuropäischen Ländern erreicht werden musste, aber jüdischen Filmkünstlern ein immerhin bescheidenes Einkommen sichern konnte. Armin Loacker zeichnet diesen Zusammenhang minutiös nach und gibt darüber hinaus detaillierte biografische Informationen über wichtige Beteiligte. Eine verdienstvolle und aufschlussreiche filmhistorische Forschungsarbeit, die in der Publikation mit zahlreichen vorzüglich reproduzierten Abbildungen garniert ist.
Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Titel nominiert:
Maximilian Schell
Herausgegeben von Isabelle Louise Bastian, Hans-Peter Reichmann. Frankfurt: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (Verlag) 2019.
Kommentar der Jury:
Anlässlich der Ausstellung »Maximilian Schell« ist im Deutschen Filmmuseum über den Schauspieler und Regisseur ein Prachtband erschienen, der allein vom schönen Layout her schon zur längeren Beschäftigung einlädt. Kundige Essays beleuchten verschiedene Aspekte des vielfältigen Künstlers: seine Karriere als Darsteller im Film und auf der Bühne, seine Arbeit als Regisseur, seinen Film über Marlene Dietrich. Man lernt den Kunstsammler kennen, den Familienmenschen, der seine Schwester Maria in einem Film porträtiert, und den Übersetzer, der sich in einem faszinierenden Aufsatz anlässlich einer Theateraufführung von »Hamlet« im Deutschen Theater mit der Schlegelschen Übersetzung von Shakespeares Stück befasst und uns so auch an der Arbeit des Schauspielers teilhaben lässt. Ergänzt werden die Texte durch eine große Auswahl hervorragend gedruckter Fotos und Faksimiles u.a. von Briefen von Marlene Dietrich und Schell. Eine Kurzbiografie sowie filmografische und theatrografische Daten und ein Register runden das Buch ab.
Cinema of Collaboration. DEFA Coproductions and International Exchange in Cold War Europe
von Mariana Ivanova. Oxford/NewYork: Berghahn Books 2019.
Kommentar der Jury:
Die aus Bulgarien stammende, in den USA ansässige Germanistin und Filmwissenschaftlerin Mariana Ivanova hat sich in ihren Schriften wie auch in einer Reihe von Videodokumentationen mehrfach mit der Arbeit der staatlichen ostdeutschen Filmproduktion, der DEFA, beschäftigt und dabei einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung der DEFA-Geschichte und zu deren Neubewertung außerhalb des deutschen Sprachraums geleistet. Mit ihrer 2019 bei Berghahn erschienenen englischsprachigen Monografie »Cinema of Collaboration. DEFA Coproductions and International Exchange in Cold War Europe« widmet sich die Autorin nun detailliert der internationalen Zusammenarbeit der DEFA mit Produktionsfirmen im östlichen wie auch im westlichen Ausland. Bei ihrer umfassenden Recherche stützte sich Ivanova auf eine Reihe von einschlägigen, zum Teil bislang nicht ausgewerteten Quellen aus öffentlichen wie auch privaten Archiven. Daraus ist ein 292-seitiges, auch für DEFA-Nicht-Kenner überaus lesenswertes Werk zu einer wenig beachteten Seite der DEFA-Geschichte entstanden, anhand dessen sich auch eindrücklich nachvollziehen lässt, warum ausgerechnet Ivanova 2019 mit der Leitung der renommierten DEFA Film Library der University of Amherst betraut wurde.
Eberhard Fechner. Chronist des Alltäglichen
Herausgegeben von Torsten Musial, Rolf Aurich. München: et+k 2019.
Kommentar der Jury:
Eberhard Fechners (1927-1992) Spiel- und Dokumentarfilme gehören zu den herausragenden Produktionen des westdeutschen Fernsehens der 1960er bis ’80er Jahre. Obwohl er zunächst als Schauspieler für das Theater arbeitete und ab 1955 in Kinofilmen mitwirkte, wurde er zu einem der wichtigsten Dokumentaristen des bundesdeutschen Fernsehens und erreichte ein Millionenpublikum. Der dreiteilige Dokumentarfilm Der Prozess (1984), Fechners wichtigstes Werk, ist das Ergebnis achtjähriger Arbeit und dokumentiert den Majdanek-Prozess. Die von Rolf Aurich und Torsten Musial herausgegebene Publikation ist auf der Grundlage des künstlerischen Nachlasses von Eberhard Fechner, der seit 2015 in der Akademie der Künste Berlin bewahrt wird, entstanden. Die Beiträge gehen sehr informativ den verschiedenen Facetten des Werkes von Fechner nach, auch dem nicht Realisierten. Eine sorgfältige recherchierte Chronik, ein umfangreiches Werkverzeichnis und eine wohlüberlegte Bebilderung in guter Qualität runden eine sehr lesbare Veröffentlichung zu dem künstlerischen Werk von Eberhard Fechner ab.
Konrad Wolf: Chronist im Jahrhundert der Extreme
von Antje Vollmer, Hans-Eckardt Wenzel. Berlin: Die Andere Bibliothek 2019.
Kommentar der Jury:
Auf Grundlage von ausführlichen Quellenstudien und vieler Zeitzeugengespräche entstandene Biografie des bedeutendsten Filmregisseurs der DDR und langjährigen Präsidenten der Akademie der Künste der DDR, deren Ziel es ist, nicht nur einfach ein Leben nachzuerzählen. Dazu wird das familiäre Umfeld, insbesondere der Einfluss des Vaters, einbezogen und zeitgeschichtlichen Ereignisse und Umbrüche, wovon es in Wolfs Leben mehr als genug gegeben hat, ausführlich behandelt. Daneben nehmen sich die Autoren – die westdeutsche Politikerin Antje Vollmer und der ostdeutsche Liedermacher Hans-Eckardt Wenzel – die Freiheit, die Lebensgeschichten von Nebenpersonen zu Ende zu erzählen und scheuen bisweilen auch vor Vermutungen und Pathos nicht zurück. Auf diese Weise gelingt es ihnen, dem Menschen Konrad Wolf sehr nahe zu kommen, vor allem auch seiner (vermeintlichen) Widersprüchlichkeit und Zerrissenheit. Das Werk des Filmmachers steht dabei weniger im Mittelpunkt, vielmehr geht es den Autoren darum, die Biografie Konrad Wolfs als exemplarische Lebensgeschichte für eine bestimmte zeithistorische Epoche darzustellen, was ihnen hervorragend gelungen ist. Ein Highlight der Biografieliteratur.
In der Kategorie DVD/Blu-ray wurde folgende Edition ausgezeichnet:
Peter Lilienthal Archiv 1
Regie: Peter Lilienthal. DVD. Digital remastered.Booklet + Bonusmaterial. Von Vietinghoff Filmproduktion / Lighthouse Home Entertainment 2019.
Kommentar der Jury:
Das umfangreiche Filmwerk des 90-jährigen Peter Lilienthal, das im Lauf von 50 Jahren entstand und einmal zum Kern des Neuen Deutschen Films gehörte, ist heute nur noch schwer greifbar und aus Kino- und Fernsehprogrammen mehrheitlich verschwunden. Die vorliegende kompakte Edition auf 4 DVDs, betreut vom Produzenten Joachim von Vietinghoff, vereint drei ausgewählte Filme, David (1979, BRD), Dear Mr. Wonderful (1981/82, BRD), Das Autogramm / L’Autographe (1983/84, BRD/FR), die alle u.a. mit Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet worden sind. Als Bonus gibt es ein langes Interview mit dem Regisseur, das nicht nur Aufschluss über Leben und Werk gibt, sondern auch über die Zeitumstände, die er durchlebte, sowie ein Booklet mit einem Essay von Michael Töteberg und einer Produktionsnotiz von Johannes Kagerer. Eine wichtige Edition, deren Fortsetzung sehr zu wünschen ist.
Für die Shortlist waren außerdem die folgenden Editionen nominiert:
Berliner Ballade
Regie: Robert A. Stemmle. Digital restauriert, Booklet + Bonusmaterial. DVD / Blu-ray. Filmjuwelen 2020.
Kommentar der Jury:
Die Büchse der Pandora
Regie: Georg Wilhelm Pabst. DVD & Blu-ray. Mediabook, restaurierte Fassung. Booklet + Bonusmaterial. Atlas-Film 2019.
Kommentar der Jury:
Der bereits 2009 restaurierte Film Die Büchse der Pandora ist der bekannteste Stummfilm des Regisseur G. W. Pabst mit dem Star Louise Brooks in der Hauptrolle. Der Film liegt in der Edition auf DVD und Blu-ray vor, die neue Musik wurde komponiert von Peer Raben im Auftrag von ZDF/ARTE. Als Bonus enthalten ist der informative Dokumentarfilm von Robert Fischer Der Schatten meines Vaters: Michael Pabst über G. W. Pabsts Die Büchse der Pandora. Das 24-seitige Booklet enthält Martin Koerbers Restaurierungsbericht, eine Rezension der Wiederaufführung sowie eine Vielzahl von zeitgenössischen Filmkritiken. Die drei beigefügten Postkarten mit den verschiedenen Plakatmotiven des Films sind eine schöne Zugabe. Die restaurierte Fassung des Films erscheint in der Nero-Film-Reihe von Atlas-Film als hochwertiges, informatives und sorgfältig editiertes Mediabook. In der Reihe sind weitere deutsche Filmklassiker erschienen, ebenso aufwendig und liebevoll gestaltet, wie etwa Westfront 1918 von Pabst, Fritz Langs Das Testament Des Dr. Mabuse oder Robert Siodmaks Film der Neuen Sachlichkeit Menschen am Sonntag von 1930.
Frankfurt Kaiserstraße
Regie: Roger Fritz. DVD & Blu-ray. Booklet + Bonusmaterial. Subkultur 2019.
Kommentar der Jury:
Die Marke »Edition Deutsche Vita« steht für konsistent hochwertige, liebevoll hergestellte und luxuriös ausgestattete Ausgaben westdeutscher Genrefilme, die vorher auf dem DVD- und Blu-ray-Markt nur schwer oder in mäßiger Qualität zugänglich waren. Unter den jüngsten Veröffentlichungen der Reihe, die inzwischen 13 Ausgaben umfasst, sticht die Edition der letzten Regiearbeit von Roger Fritz, Frankfurt Kaiserstrasse (1981), besonders heraus. Neben der tadellosen digitalen Präsentation des Hauptfilms (wie immer sowohl im Blu-ray- als auch im DVD-Format vorhanden) und dem umfangreichem Bonusmaterial – darunter neue Videointerviews mit Fritz und mit seinem Hauptdarsteller Dave Balko, die Aufzeichnung eines 2019 geführten Podiumsgesprächs mit Schauspieler Hanno Pöschl sowie eine Bildergalerie und Trailer – bietet das Paket ein 16-seitiges Begleitbooklet mit einem Aufsatz des in Frankfurt lebenden Cinéphilen Gary Vanisian sowie eine vollständige Reproduktion der 2. Fassung des Originaldrehbuchs von Georg Ensor (als gebundene Buchausgabe!) und eine Broschüre glänzender schwarz-weißer Setfotografien mit Balko.
Das Wachsfigurenkabinett
Regie: Paul Leni. Restaurierte Fassung, Booklet + Bonusfilm. DVD / Blu-ray. absolut Medien 2020.
Kommentar der Jury:
Paul Lenis phantastischer Film Das Wachsfigurenkabinett (1924) ist ein Meisterwerk des Weimarer Kinos. Mit hohem Aufwand, visueller Raffinesse und den großen Filmstars der damaligen Zeit inszenierte Leni die Geschichten von Harun al Raschid (Emil Jannings), Iwan dem Schrecklichen (Conrad Veidt) und Jack the Ripper (Werner Krauß). Leider verbrannte das Originalnegativ 1925, und so ist der Film nur in den überlebenden zeitgenössischen Kopien erhalten. Da der Restaurierung in der Hauptsache eine Kopie des British Film Institute zugrunde liegt, hat der Film englische Zwischentitel. Eine deutsche Kopie ist nicht erhalten. Die Stiftung Deutsche Kinemathek und die Cineteca di Bologna haben den Film nun aufwendig restauriert, wobei man auch die Farbgebung der englischen Kopie im digitalen Bild nachempfand. Es wurde eine von Bernd Schultheis, Olav Lervik und Jan Kohl neu komponierte Musik eingespielt. Zur Auswahl wurde eine alternative Klaviermusik von Richard Siedhoff beigegeben, die dem Film in jeder Hinsicht gerecht wird. Als Extra gibt es das Fragment Der Film im Film (1923/24), wo man gleich anfangs Paul Leni und Conrad Veidt kurz bei den Dreharbeiten zum Wachsfigurenkabinett sieht. Neben anderen Stummfilmgrößen sind auch die Regisseure Fritz Lang, E. A. Dupont und Hanns Schwarz bei Dreharbeiten zu sehen. Ein Booklet mit zeitgenössischen Kritiken und einem Text über die Restaurierung rundet die Edition ab.
Der Willy Haas-Preis zeichnet jährlich im Rahmen des cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes bedeutende internationale Publikationen zum deutschsprachigen Film in den Bereichen Buch- und DVD/Blu-ray-Edition aus.
Preisträger der vergangenen Jahre (Link führt zur alten website)